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taz🐾lage

Für diesen Text fragen Sie Friede Springer oder Ihren Justiziar

Die taz hatte bekanntlich schon immer ein besonderes Verhältnis zum Springer-Konzern. Einmal, da wurde die taz 25 Jahre alt, ließ die Redaktion den damaligen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann eine Ausgabe übernehmen; der fiktive Penis ebenjenes Chefredakteurs hängt noch immer an der Fassade des alten Redaktionsgebäudes in der Rudi-Dutschke-Straße und wird fleißig von Tou­ris­t*in­nen fotografiert. Beim Humor hat man sich ja immer ganz gut verstanden: Die Lust an der Provokation verbindet.

Doch beim Geld hört die Freundschaft auf, und so blinkt bei den Re­dak­teu­r*in­nen seit Kurzem eine Warnung auf, wenn die Wörter „Döpfner“ und „Steuern“ ins Redaktionssystem gefüttert werden: „In deinem Text kommen die Wörter Döpfner und Steuern vor. Bitte halte im Zweifel hierzu Rücksprache mit dem Justiziar.“

Es ist nämlich so, dass ein Kollege im August vergangenen Jahres in einem recht kurzen Kommentar sinniert hatte, dass es doch äußerst kritikwürdig sei, wie die Verlegerin Friede Springer ihre Unternehmensanteile an den Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner weitergegeben hatte. Nämlich derart, dass der wahrscheinlich nur sehr wenig Steuern zahlen musste. Der Kollege mutmaßte allerdings nicht mit der nötigen Vorsicht, weshalb die taz eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen hatte. Weshalb nicht-korrektes Mutmaßen über Friede Springers Geschenke in Zukunft extrem teuer werden kann. Eine Kollegin regte daraufhin an, in jedem Stockwerk große Plakate aufzuhängen mit einer Liste verbotener Wörter. Gab’s wohl schon mal.

Für diesen Text wurde Rücksprache mit dem Justiziar gehalten. (akl)

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