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Archiv-Artikel

tagesspiegel-verkauf Ein unliebsames Angebot

Liebend gern möchte der Verlag Holtzbrinck die lukrative Berliner Zeitung kaufen, um durch synergetische Kooperationen ihren defizitären Tagesspiegel noch zu retten. Der sei nämlich unverkäuflich. „Ist der Bauer-Verlag interessiert, ja oder nein?“, fragte denn auch der für die nötige Erlaubnis zuständige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement bei der Anhörung im Mai. Nun muss die Antwort lauten: Ja, leider. Denn neben dem Bauer-Verlag haben nun auch die Südwestdeutsche Medien Holding (Stuttgarter Zeitung) und der Verleger Dirk Ippen (Münchner Merkur) ihr Kaufinteresse bekräftigt – und damit dem Minister die Erlaubnis deutlich erschwert.

Kommentar von ARNO FRANK

Prompt kommt das mit der Ausschreibung beauftragte Bankhaus zu dem Schluss, die Verluste des Tagesspiegel seien viel höher als bisher angenommen. Seit 1992 habe Holtzbrinck nicht 70, sondern rund 84 Millionen Euro versenkt. Publizistisch spielt der Tagesspiegel in der ersten Liga, konnte aber den verlegerischen Anspruch als deutschlandweite Qualitätszeitung nie in Auflage ummünzen – die blieb in zehn Jahren mit 139.000 Exemplaren weitgehend gleich.

Dieser hohe Anspruch ist ein „immaterieller Vermögenswert“, der sich ebenso wenig präzise beziffern lässt wie etwa der Wert von „Casablanca“ in Leo Kirchs Filmarchiv. Ganz im Gegensatz zu den konkreten Einsparungen in der Belegschaft, mit denen sich die Verluste ausgleichen ließen – auf Kosten von Renommé und Reichweite. Der Tagesspiegel muss eingehen – oder mit reduzierter Redaktion auf Morgenpost-Niveau weiterwursteln.

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