südwester: Lingen haben kurze Beine
Wenn das diese Klima-, äh, Skeptiker mitkriegen: Ein Jahr nach dem Hitzerekord von Lingen kommen Zweifel auf. War es vielleicht doch nicht ganz so heiß am 25. Juli 2019? Gezweifelt worden war auch schon früher an den damals gemessenen 42,6 Grad – allerdings von konkurrierenden Wetterfröschen, und diese Branche buhlt um Kund*innen ja mit beinahe so harten Bandagen wie 5G-Anbieter. Nun aber ist es der Deutsche Wetterdienst selbst, der den Lingener Daten nicht mehr traut. Weshalb er ankündigt, er werde die Messstation verlegen – und die Rekordwerte „kritisch überprüfen“. Das klingt nach dem quälend langsam vorankommenden Studium staubiger Akten, wie wenn eine nach irgendeinem Menschenschlächter benannte Straße neue Schilder bekommen soll; oder das Denkmal irgendeines Helmträgers historisch neu bewertet wird. Aber an so einer Temperatur, also dem Ergebnis knallharter Wissenschaft, kann doch nicht derartiger identitätspolitischer Ballast kleben, oder? Vielleicht aber schnödes Standortkalkül: Mehr Reisende haben sich nicht verirrt auf das angeblich heißeste Pflaster der Republik – aber Lingen, so eine Stadtsprecherin, wurde „in Talkshows öfter erwähnt“.
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