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Archiv-Artikel

streit und streik bei opel Ein Michael Moore für Bochum?

Es ist ein Stoff, wie geschaffen für einen engagierten Filmemacher wie Michael Moore: eiskalt rechnende Manager aus den USA, die den Abbau von tausenden Stellen in den deutschen Opel-Werken verkünden und dabei versuchen, die Standorte gegeneinander auszuspielen.

KOMMENTAR VON STEPHAN KOSCH

Auch die Schließung ganzer Werke scheint noch immer möglich, wenn die Kosten nicht sinken. Tausende von Familien sind betroffen, und in Bochum und Rüsselsheim machen Katastrophenszenarien die Runde.

So einen Film hat Moore allerdings schon gemacht, lange vor „Fahrenheit 9/11“ und „Bowling for Columbine“. 1989 versuchte er in „Roger and Me“ den damaligen General-Motors-Chef Roger Smith vor die Kamera und in Moores Heimatstadt Flint zu bringen. Dort verloren über 30.000 Menschen ihren Job, weil das GM-Werk geschlossen und die Produktion nach Mexiko verlagert wurde. Smith stellte sich jedoch nicht den Menschen und bediente damit das Klischee des hartherzigen Managers.

Sicher könnte man so einen Film auch über Bochum oder Rüsselsheim drehen. Die aktuellen Fernsehbilder geben einen ersten Vorgeschmack. Denn unbestritten ist, dass – egal, wie viele Stellen nun wirklich gestrichen werden – jede einzelne Kündigung ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und ihre Familie ist. Und es ist die Pflicht jedes Betriebsrats, in jedem Werk zu retten, was zu retten ist, und um jeden Job zu kämpfen – welche Mittel er dafür auch immer für angemessen hält.

Solche Robin-Hood-Romantik füttert den Bauch und streichelt die Seele. Der Kopf aber fragt sich weiter, wie General Motors seine Automobilproduktion aus den roten Zahlen bringt. Dahin ist sie durch Managementfehler gekommen. Aber auch durch den wachsenden Konkurrenzdruck einer weltweit produzierenden Automobilindustrie, bei der „made in Germany“ als Gütesiegel an Bedeutung verloren hat. Hinzu kommt eine eklatante Nachfrageschwäche in Deutschland, vor allem im Mittelstand. Probleme, die durch einen Streik nicht zu lösen sind. Und auf die auch Michael Moore keine wirklichen Antworten geben kann.

Deshalb grenzt es an Bauernfängerei, wenn Politiker wahlweise die Bundesregierung oder die Konzernführung verantwortlich machen. Zumal das Sankt-Florians-Prinzip hier nicht weiterhilft. Denn irgendwo wird gekürzt werden müssen. Und an jedem Arbeitsplatz geht es um einen Menschen – egal, ob in Bochum oder in Detroit.