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Archiv-Artikel

steffen grimberg Die Aufsichtsritter der Tafelrunde

Nehmen wir an, Sie wollen mal so richtig schick essen gehen. Zum Beispiel mit Henry Kissinger und seiner Frau. Was würden Sie denn für den Abend so anlegen? – Knapp 10.000 Dollar, sagen Sie? Ist gebongt!

Jedenfalls wenn Sie Conrad Black heißen und Chef des Medienkonzerns Hollinger (Chicago Sun, Jerusalem Post, ehemals Daily Telegraph) sind. 28.480 Dollar hat Lord Black (den Adelstitel gab’s gratis von der britischen Queen) jedenfalls für insgesamt drei warme Abendessen mit dem ehemaligen US-Außenminister nebst Gattin aufs Spesenkonto seiner Firma gebucht.

Auch eine „Happy Birthday Barbara“-Party für Blacks Frau zum Schnäppchenpreis von knapp 43.000 Dollar hat natürlich die Firma bezahlt, steht in einem internen Bericht von Hollinger an die US-Börsenaufsicht. Und unter der etwas globalen Rubrik „Summer Drinks“ finden sich Rechnungen über weitere schlappe 24.950 Dollar.

Insgesamt sollen Black und ihm ergebene Topmanager das Unternehmen von 1996 bis 2003 um rund 400 Millionen Dollar erleichtert haben. Erst im November 2003 flog die Kleptomanie des Konzernchefs und Mehrheitseigners auf, als Black illegale Zahlungen von weiteren 30 Millionen Dollar an ihn und einige Mitstreiter am Aufsichtsrat vorbeischummelte. Hollinger hat Black jetzt auf 1,2 Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt.

Doch nicht nur für ihn wird’s eng: Der Hollinger-Bericht identifiziert auch George W. Bushs ehemaligen Berater Richard Perle als Mitverantwortlichen. Perle, der als Aufsichtsrat bei Hollinger insgesamt 5,4 Millionen Dollar erhalten habe, hätte vielen dieser Transaktionen „passiv zugestimmt“, berichtet die Washington Post.

Ein anderer Aufsichtsrat kommt besser weg: Dieser habe nichts Böses geahnt, sondern sich lediglich auf die Empfehlungen eines anderen Gremiums gestützt, heißt es über – Henry Kissinger. Vielleicht hatte er auch nur Hunger.