startrampe :
Als Show-Motto mag es taugen, aber das Leben bietet wohl mehr Abstufungen: All or Nothing hat Mike Leigh seinen jüngsten Film genannt, und darin kämpfen ein paar Familien am untersten Ende der Einkommensskala um ein paar schönere Momente im Alltag – das aber mit vollem Einsatz. Die Methode des britischen Regisseurs, mit seinen Darstellern ohne festes Drehbuch zu arbeiten und die Geschichten in wochenlangen Proben mit ihnen zusammen zu entwickeln, hat auch diesmal wieder tolle Schauspieler-Performances und einen überzeugenden Eindruck von Realitätsnähe hervorgebracht.
Noch so ein Gegensatzpaar, hier durch ein „und“ verbunden: Nicolas Philiberts Dokumentation über eine Zwergschule in der Auvergne heißt Sein und Haben. Ein Lehrer unterrichtet dort etwas mehr als ein Dutzend Schüler vom Vorschulalter bis zur fünften Klasse gleichzeitig. Trotz der besonderen Bedingungen entdeckt der Film (mit kleinstem Team auf engem Raum gedreht) in diesem Mikrokosmos den Erziehungsalltag, den wir noch gut in Erinnerung haben, völlig neu: nicht nur als Drama des Hineingedrücktwerdens in eine Disziplinargesellschaft, sondern auch als Krimi über die Gestaltung des Zusammenlebens in einer Gesellschaft und als Komödie.