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Archiv-Artikel

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Für ihre Darstellung der Virginia Woolf in Stephan Daldrys Adaption des gleichnamigen Bestsellers von Michael Cunningham The Hours wurde Nicole „The Nose“ Kidman gerade ein Oscar verliehen. Gäbe man etwas auf die Urteile der Academy, könnte man sich freuen, dass der Film nicht noch weitere Oscars, etwa „Bestes Drehbuch nach einer Vorlage“ bekommen hat. Sicher, neben Kidman glänzen auch Meryl Streep und Julianne Moore in ihren Rollen. Aber egal zu welcher Zeit eine von ihnen ein Frauenleben verkörpert – sei es Anfang, Mitte oder Ende des 20. Jahrhundert –, immer müssen sie es mit einem extrem zur Schau getragenen „Leiden an der Welt“ durchschreiten. Philip Glass tut sein Bestes für einen schonungslosen Soundtrack des Gefühls-Overkills. Da hilft es auch nichts, dass am Ende jede der Frauen eine Entscheidung fällt, um Unerträglichem zu entkommen. Denn der Film hat bis dahin durch technisch einwandfreie Montage erfolgreich vergessen gemacht, dass es nicht die emotionale Verfasstheit dieser Frauen ist, die das Leid produziert, sondern die Verfasstheit der Zeit, in der sie leben. Gegen den Verdacht, Cunningham und Daldry sei daran gelegen, Weiblichkeit und Depression engzuführen, ließe sich einwenden, es gebe doch auch einen schwermütigen Mann in seinem Film. Der aber ist schwul.