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Archiv-Artikel

standbild Wo am Sonntag gewonnen wurde

„Bundesliga: Der Sonntag“ (So, 19.00 Uhr, DSF)

Das Deutsche Sportfernsehen (DSF) war im Sommer als zweiter Sieger aus dem Übertragungsrechte-Poker hervorgegangen und hatte dem ZDF die beiden Sonntagsspiele weggeschnappt. Mit diesem Coup geht der einstige Zweite-Liga-Kanal nun hausieren. Wie zum Beweis seiner Übertragungsrechte heißt die Sendung: „Bundesliga: Der Sonntag.“

Während sich die ARD-„Sportschau“ den sieben Samstagsspielen gerade mal 90 Minuten widmet, walzt „Der Sonntag“ die beiden verbliebenen Duelle auf fast 75 Minuten aus. Wenn, wie vergangenen Sonntag, zwei schwache Spiele zusammenkommen, haben die beiden Topreporter einige Nebenspielschauplätze zu eröffnen, um über die Runden zu kommen. Da kam der geneigte Zuseher selbst bei belanglosesten Schussversuchen nicht unter zwei Zeitlupen davon, und die Reaktion des Trainers gab’s gratis dazu.

Im Studio hangelt sich Moderator Frank Buschmann von Werbepause zu Werbepause. Der omnipräsente Besserwisser Paul Breitner wird als Experte benötigt, die Libero-Position nimmt „ran“-Datenbank-Erfinder Roland Loy ein. Er kauert als „Datenfuchs“ hinter seinem Laptop wie eine fleischgewordene Forschungsgruppe Wahlen. Immerhin konnte er vermelden, dass Oliver Kahn in dieser Saison noch keinen Ball gehalten hat, aber schon vier Tore kassiert. Das war nun wirklich bemerkenswert. Die Spieltagszusammenfassung zum Thema „die Liga läuft heiß“ mit schönen Bildern, der passenden „Summertime“-Melodie und der journalistisch wertvollen „Elf des Tages“ unterstrich die Fernseh- und Fußballkompetenz des Senders.

Peinlich dagegen der Eiertanz um das Wörtchen „Arschloch“, das der Berliner Spieler Wichniarek Schiedsrichter Kemmling zugerufen haben soll. „Wir rätseln alle“, raunt der Fieldreporter. Drei Zeitlupen, ein Expertengespräch, vier Augenzeugenaussagen und zehn Minuten Sendezeit später steht fest: Der Spieler gibt zu, das böse Wort gesagt zu haben, meinte aber einen Mitspieler. Paul Breitner plädierte auf Regeländerung. Wir plädieren auf Sendezeitverkürzung. ACHIM DREIS