standbild: Gut gemeinter Bildersturm
„Der Skandal um die Wehrmachtsfotos“
(Mo., 22.20 Uhr, Südwest 3)
„Bilder einer Ausstellung“ hätte diese Doku von Tina Mendelsohn und Jochen Trauptmann eigentlich heißen müssen, genau wie der Aufsatz des polnischen Historikers Bogdan Musial in der Herbstausgabe 1999 der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte. Denn sie zeichnet mit beeindruckenden Bildern nicht nur Musials Recherchen nach, sondern macht klar, worum um es eigentlich geht: Fünf der insgesamt 1.433 Bilder der „Wehrmachtsausstellung“, die Opfer von mehreren Massakern in der ehemals polnischen Garnisonsstadt Zloczów zeigen, ordnen diese Verbrechen der Wehrmacht zu, obwohl es sich zum Teil um Opfer des sowjetischen Geheimdienstes NKWD beim überstürzten Abzug Ende Juni 1941, zum Teil um Gräueltaten der SS unmittelbar nach Besetzung des Ortes durch die Deutschen wenige Tage später handelt. Das klingt nach Haarspalterei, ist wissenschaftlich-historisch aber begründbar.
Die Auroren stehen klar auf Seiten Musials, entsprechend fällt die Darstellung seines Konflikts mit dem hinter der Ausstellung stehenden Hamburger Institut für Sozialgeschichte aus. Dass das Institut im Februar 1999 Musials Einwände per Gerichtsbeschluss zunächst unterdrücken ließ, soll keinesfalls beschönigt werden. Doch auch die Befürchtung der Ausstellungsmacher Musial sei von revisionistischen Kreisen vorgeschoben, muss ernster genommen werden, als es die Autoren tun.
Seit November 1999 pausiert die Austellung: Hunderte von Fotos werden überprüft, im Zuge der Recherchen Musials ist außerdem neues Bildmaterial aufgetaucht. Die These, die Ausstellungsmacher versuchten ihre Beweisfotos bewusst gegen wissenschaftliche Erkenntnisse durchzudrücken, ist dagegen absurd, aber unterschwelliger Tenor der Doku: „In der Folgezeit schaut die Wehrmacht nicht mehr nur zu. Dann begeht auch sie Verbrechen, das beweisen zweifelsfrei deutsche Dokumente. Nicht aber Fotos deutscher Soldaten“, lautet der Schlusssatz. STEFFEN GRIMBERG
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