standbild: Hausbackenes Possenspiel
Don Quichotte
(Do, 20.15 Uhr, RTL)
Das Leben in der Spaß-Gesellschaft ist wahrlich kein Zuckerschlecken: Ständig auf Parties herumstehen, Snowboard fahren, irre Musik machen und eindringliche, streng subjektiv gefärbte Pamphlete über Parties, Snowboard und Musik verfassen. Alles furchtbar anstrengend.
Aber die Verzweiflung über den Müßiggang des menschlichen Lebens ist kein originäres Phänomen unserer Tage. Bereits im 17. Jahrhundert gab es den einen oder anderen, dem das leichte Leben leicht zu schwer wurde: Don Quichotte beispielsweise. Der saß die ganze Zeit auf seinem Anwesen herum und langweilte sich fast zu Tode. Also suchte er gemeinsam mit seinem Knappen Sancho Pansa das große Abenteuer dort, wo es gar nichts mehr zu erleben gab, wähnte sich als Held, wo nicht einmal mehr eine Gieskanne zu gewinnen war. Lange ist das her.
Doch nun ist der Kämpfer gegen die Windmühlen in der Gegenwart angekommen. Regie-Altmeister Peter Yates hat den Roman-Klassiker neu inszeniert, RTL aufwendig koproduziert. Doch keine Angst. Der Ritter ohne Furcht und Tadel und sein blitzgescheiter Gehilfe sind keine virtuell hochgezüchteten Kampfmaschinen. Bis auf wenige, technisch etwas aufgemotzte Sequenzen hat Yates ein gediegenes, etwas hausbackenes Familienprogramm gedreht.
Dass die Chose nicht gänzlich ans 17. Jahrhundert erinnert, liegt an den Schauspielern: Der kürzlich verstorbene John Lithgow als Don Quichotte und Bob Hoskins als Sancho Pansa spielen das seltsame Paar, ohne dabei in Kleinwand-Kitsch abzugleiten. Dass sich das im Roman angelegte Widerspiel von Ideal und Wirklichkeit fürs Fernsehen nicht als dialektisches Schaustück verwirklichen lässt, war abzusehen und ist in Ordnung. Doch hier erscheinen die Abenteuer als drolliges Possenspiel, und den Helden fehlt die rechte Leidenschaft. Aber das scheint eben das Schicksal jedweder Figur zu sein – in unserer Spaß-Gesellschaft. THORSTEN PILZ
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