standbild: Bitte melde dich!
Arabella sucht!
Di., 22.15 Uhr, Pro7
Die ganze Welt sucht und findet. Die USA einen neuen Präsidenten, Deutschland einen Schmökel, und Arabella Kiesbauer alles und jeden, und das natürlich im Fernsehen.
Jeden Dienstag fahndet die Stakkato-Stimme aus der Steiermark nach Zuschauern, Linksträgern und der berühmten Stecknadel im Scheißhaufen.
Je nach Fall zieht Arabella dabei alle Register ihrer erstaunlichen Fähigkeiten. Um ungelöste Mordfälle aufzuklären, schäkert die Dreißigjährige mit Kriminalbeamten um die Wette, als hätte sie bei Scotland Yard gelernt und nicht beim Österreichischen Rundfunk.
Gilt es dagegen, Adoptivkindern ihren leiblichen Eltern zuzuführen, so segelt die scheinheilige Fregatte unter vollen Segeln auf einem Tränenmeer durchs Fernsehstudio. Nach sieben Jahren Nachmittagstalk mit geschätzten 10 Millionen Gästen scheint die sprachgewaltige Labertante mittlerweile jedem Schlamassel gewachsen zu sein.
Und das muss sie auch. Denn was sich gleich in der ersten Folge von „Arabella sucht“ an Not und Elend über den Bildschirm ergoss, hätte schwächere Geister schnell dahingerafft.
So die Geschichte eines Familienvaters, der vor sechs Wochen im Suff auf der Reeperbahn entschied, ein neues Leben zu beginnen. Während er nun wohl am Südseestrand sein Luxusleben genießt, hetzt in der Heimat die Restfamilie den Spürhund Arabella auf seine Fährte – und deren Rache wird furchtbar sein. Denn ein „Happy-End ist nicht garantiert“, hat sie vorsorglich drohend angekündigt.
Aber manches Mal wird es doch vollstreckt, wie im Fall der 19-jährigen Ivonne. Das glückliche Ende als Wiedervereinigung auf der Rollschuhbahn. Nach vielen Jahren der Trennung rasseln Vater, Tochter und Stiefschwester auf Inlineskates plötzlich ineinander. Dazu heulen die Geigen und dröhnen die Glocken. Arabella hat ihre nächste „Reunion“ vollzogen. Allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler, denn Mutti fehlt noch. Doch Arabella wird weitersuchen, hat sie jedenfalls versprochen.
Vielleicht begibt sie sich aber auch auf die Suche nach Jörg Wontorra. Der kann ihr dann erklären, warum sie mit dieser Sendung scheitern wird. Ihm selbst ist dies nämlich mit „Bitte melde dich“ schon längst passiert. ALF IHLE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen