piwik no script img

standbildVon Bienen und Blumen

„Enthüllung einer Ehe“ (Mi., 20.30 Uhr, ARD)

Roman ist Lehrer und erklärt seinen Schülern zu Beginn des Films, wie aus einer hässlichen Larve ein schöner Schmetterling wird. Metamorphose nenne man das, und er fügt hinzu: In der griechischen Mythologie sei die Metamorphose ein Bild der Verkörperung der menschlichen Seele. Die „Enthüllung einer Ehe“ wird also naturwissenschaftlich-philosophisch vorbereitet: Ein Lehr(er)-Film über Transsexualität.

Genau so kommt es dann auch, und das formelhafte Schicksal nimmt seinen Lauf: Romans Ehefrau Jana findet einen Lippenstift in der Jackettasche ihres Mannes – und geht zunächst von einer Nebenbuhlerin aus. Bis sie ihm eines Tages unbemerkt folgt und so prompt in eine als Selbsthilfegruppe für Transsexuelle umfunktionierte Fabrikhalle gelangt, wo sie ihren Mann im Fummel sieht.

Unverständnis, Wut, Angst – all diese Gefühle, die auf diese „Enthüllung“ folgen, werden nun durchdekliniert. – Leider ohne jede Überraschung. Natürlich will Jana nach der ersten Abwehr wissen, wie es dazu kam, dass sich ihr Mann im falschen Körper fühlt: „Hast du mich die ganze Zeit belogen, wenn wir miteinander geschlafen haben?“ – „Nein, ich habe dich immer geliebt.“ Natürlich verspricht Roman, sich zu ändern, seiner „Neigung“ nicht weiter nachzugehen. Und natürlich wird dies nicht gelingen.

Ebenso unausweichlich scheint der Selbstmordversuch, der natürlich dann doch scheitert, weil Jana ihren Mann noch gerade rechtzeitig findet.

Dass dieser Film nicht fesselt, liegt aber nicht an den beiden Hauptdarstellern Nina Hoger und Dominique Horwitz und schon gar nicht am Thema: Transsexualität ist hier kein Sujet, dass höchst spekulativ verwurstet wird. Nicole Walter-Lingen und Michael Verhoeven (der auch Regie führte) haben ihr Drehbuch dagegen eher so angelegt, als sei er für den Aufklärungsunterricht in Biologie für die 10. Gymnasialklasse konzipiert: brav, spannungslos, ein bisschen verkrampft – und sehr gut gemeint.

Eine eigene Sprache findet der Film so schon gar nicht – vielmehr wird bunt bebildertes Lexikonwissen gezeigt. Doch so viel honoriges Oberlehrerverständnis mochte man schon in Schulzeiten nicht so recht ertragen. THORSTEN PILZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen