standbild: Wilde Fanta mit Gulp
„Einfach Verona“ (Sa., 18.00 Uhr, Sat.1)
Wahrscheinlich würde man beim Zappen an einen komischen Karstadt-Clip denken und einfach weiterschalten. Verona Feldbuschs Sendung „Einfach Verona“ wirkt wie ein Viva-Werbetrailer: schnell, bunt, Pop, viel Split-Screen, wilde Kameratricks, die alte Omas schwindelig werden lassen. Das ist hübsch modern. Aber es lässt einen auch spekulieren, was das Ganze soll: Alles scheint sehenswerter als Veronas Geplapper.
Hätte die Show nicht das modernste Design, an das sich Sat.1 seit langem herangetraut hat, dann wäre sie schlichtweg harmlos für Verona-Fans und nervig as usual für Verona-Hasser. So ist sie zumindest optisch unterhaltsam. Inhaltlich scheint allerdings nicht mal die Produktionsfirma ihrer Star-Prolette zu trauen, denn sie setzt hinter Veronas gewohnt charmant geradebrechte, grammatikalisch katastrophale Moderationen stets eine sonore Männerstimme, die klar macht, was die Kleine tatsächlich will. Sie will zum Beispiel Hans Eichel interviewen, und nicht nur, weil die Männerstimme brav erklärt, dass der Mann „seit zweieinhalb Jahren unser Finanzminister ist“, stellt sich das Gefühl ein, die falsche Zielgruppe zu sein: Sollte „Einfach Verona“ nicht im Kika laufen? Die „einfache Show“ mit der lustigen, bunten Tante?
Die Fragen an Eichel hat Fräulein F. jedenfalls vorher unter Berliner Kindern gesammelt, und die wollen natürlich „Wie warst du in der Schule?“ wissen. „Mein schlechtestes Fach war Sport, da hatte ich eine drei“, sagt Eichel, der Streber. Verona flirtet: „Aber Sie sehen doch so sportlich aus, kicher!“. Kicher. Aber: Der Rock ist gut. Das Presseheft zeigt Verona mit einem angeblich selbst designten Faltenrock in den Sat.1-Regenbogenfarben, der jede Tanztranse vor Wonne aufstöhnen ließe. Für den Gürtel, den sie beim David-Copperfield-Interview trägt, wird sie gleich abgemahnt: „Der ist doch von Siegfried und Roy!“, sagt der Illusionist und macht damit den spaßigsten Spruch der Sendung.
Der komische Werbeclip ist nach 30 Minuten vorbei. Zurück bleibt ein Gefühl, als ob man die neue Fanta-Geschmacksrichtung Pink Bubbles probiert hätte und jetzt andauernd leise aufgulpen müsste. JENNI ZYLKA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen