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spitzenspiel Der Tabellendritte Hertha BSC Berlin empfängt heute den Zweiten aus Köln. Ein Grund für den unerwarteten rheinischen Höhenflug: FC-Trainer Peter StögerDas Gesicht des Erfolgs

aus Köln Andreas Morbach

Das garstige Herbstwetter hat inzwischen auch das Rheinland erreicht. Aber von Dingen, auf die er selbst keinen Einfluss hat, lässt sich Peter Stöger schon lange nicht mehr beeindrucken. Viel lieber lobte Kölns Cheftrainer vor der Reise nach Berlin die Spielidee, die Ordnung und die Zähigkeit von Wochenendgegner Hertha. Doch vor allem ging es Stöger um sich und sein Team.

„Alle Spieler sind fit, das macht mich zu einem glücklichen Trainer“, berichtete Stöger, der in vier Versuchen mit dem FC noch kein Spiel gegen Berlin gewinnen konnte, mit treuem Augenaufschlag. Tatsächlich beruht der aktuelle Höhenflug der Kölner auf Platz zwei in erheblichem Maße auf dem guten Umgang des 50-jährigen Wieners mit seinem Personal – was die Betroffenen sehr zu schätzen wissen.

Goalgetter Anthony Modeste etwa hebt ausdrücklich das Vertrauen hervor, das Stöger in ihn setzt. „Er hat mich aus Hoffenheim geholt – und alles, was er mir damals gesagt hat, ist wahr geworden. Er ist einfach ein toller Coach“, betont der Franzose. Während der gebürtige Kölner Marco Höger, im Sommer von Schalke zum Geißbockklub gewechselt, nach knapp vier Monaten beim FC feststellt: „Ich habe noch nie ein so gutes und enges Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft erlebt wie hier.“ Stöger habe zu jedem Spieler ein persönliches Verhältnis. „Dafür müssen wir dankbar sein und alles dafür tun, damit es in dieser Konstellation so bleibt.“

Seit schon über drei Jahren sitzt Stöger in Köln auf dem Trainerstuhl. Gerade für örtliche Verhältnisse ist das ein sensa­tioneller Wert, die geringe Haltbarkeitsdauer von Übungsleitern war Stöger bei seiner Ankunft in Deutschland sehr wohl bewusst. Hinter dem jetzigen Leverkusen-Coach Roger Schmidt und Mike Büskens galt er damals als 1-c-Lösung. Und als er dann beim FC unterschrieben hatte und die Umbauarbeiten an seinem Haus noch im Gange waren, witzelte der Österreicher, das seien womöglich Maßnahmen, von denen erst sein Nachfolger profitieren werde.

Mit solchen schrulligen Statements unterhält der frühere Mittelfeldregisseur das von ihm hochgeschätzte Köln seit Sommer 2013, Abnutzungserscheinungen sind nach einer Zweitligasaison und zwei Spielzeiten in der Bundesliga nicht zu erkennen. Nach der Entlassung von Dieter Hecking in Wolfsburg Anfang der Woche ist der Mann aus Austria unter den 18 Erstligatrainern mittlerweile am zweitlängsten im Amt – hinter ­Christian Streich, der in Freiburg sogar den zwischenzeitlichen Abstieg überstand.

Nach dem ­Frei­burger Christian Streich ist Peter Stöger mittler­weile der am längsten amtierende Trainer eines Bundesligaklubs. Für örtliche ­Verhältnisse eine Sensation

„Es macht mir Spaß, das wird sich auch nicht ändern“, sagt ­Stöger. „Mit den Unterschriften, die wir geleistet haben, verfolgen wir schließlich einen Plan.“ Wir – damit meint er neben sich selbst (Vertrag bis 2020) und Finanzchef Alexander Wehrle (2021) vor allem Jörg Schmadtke. Der aktuelle Kontrakt des Managers hat dieselbe Laufzeit wie der von Stöger – wobei die beiden Herren aus der sportlichen Führungsriege die Ruhe und Besonnenheit personifizieren, mit denen sich der dreimalige ­deutsche Meister vorübergehend zurück in die nationale Spitze gearbeitet hat.

Unter der Leitung von Schmadtke und Stöger gab es nie harte Brüche. Die Transferpolitik ist geprägt von Weitblick, Bescheidenheit und Augenmaß, mit Jonas Hector, Timo Horn, Dominic Maroh, Matthias Lehmann und Marcel Risse bilden fünf Spieler, die schon den Duft der Zweitliga-Arenen in Aue, Aalen und Sandhausen inhalierten, das Gerippe des aktuellen Teams. Um den wie geschmiert laufenden Betrieb nicht zu stören, tendieren Trainer und Manager momentan sogar dazu, komplett auf Wintertransfers zu verzichten.

„Die Situation ist nicht so, dass wir auf irgendeiner Position handeln müssten“, erklärt Stöger lässig. Kein Wunder also, dass Kapitän Lehmann die Basis des Kölner Erfolgs in der „unglaublich familiären Atmosphäre“ im Verein sieht. Hexenwerk ist die schräge Rolle des FC als derzeit schärfster Bayern-Verfolger jedenfalls nicht – im Gegenteil. „Mir ist es manchmal fast unangenehm, denn wir machen ja nichts Außergewöhnliches. Wir machen keine Wissenschaft aus dem Fußball, sondern einfache Dinge“, sagt Spielerfreund Stöger, der den Status quo seiner Mannschaft von dem unerwarteten Gipfeltreffen in Berlin entsprechend unwissenschaftlich formuliert: „Solange wir da oben rumkrebsen, ist für uns jedes Spiel ein Spitzenspiel.“

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