specht der woche: Verbote bringen gar nichts
Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe Berlin. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“.
Ich hab mitbekommen, dass der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte vor einer Woche ein nächtliches Alkoholverbot im Monbijoupark und im James-Simon-Park verhängt hat. Bis Mitte September gilt dieses Verbot erst einmal. Ab zehn Uhr darf dort also kein Alkohol mehr getrunken werden. Die Polizei soll das kontrollieren und durch die Parks laufen. Damit soll es keine lauten Partys mehr in den Parks geben.Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass Verbote irgendwas bringen. Sie lösen das Problem nicht, sondern ich glaube, sie führen nur zu einer endlosen Spirale an Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den ganzen Leuten. Am Ende ziehen die doch einfach nur woandershin! Denn sie wollen ja schließlich eine gute Zeit haben und werden sich nicht einfach aufhalten lassen. Dann gehen sie zum Beispiel zu nahe gelegenen Parks, wo es auch Spielplätze gibt.
Mir ist das total wichtig, dass man an die Kinder denkt, die da spielen wollen. Auf Spielplätzen hat Alkohol nämlich absolut nichts zu suchen. Deshalb habe ich auf meinem Bild eine Mutter mit Kinderwagen und Kindern gemalt.
In Neukölln, wo ich wohne, konnte man das ganz genau sehen: Als sie die Bänke vom Hermannplatz einfach weggenommen haben, damit die trinkenden Obdachlosen da weggehen, sind sie in unseren Kiez weitergezogen. Jetzt trinken sie am Reuterplatz direkt neben dem Spielplatz, weil da eben Bänke sind. Schöner geworden ist der Hermannplatz dadurch übrigens nicht.
Protokoll: Clara Engelien
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen