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Die Liverepublik steht kurz vor dem Kollaps. Booker, Veranstalter, Publikum: Alles schaut lieber, wie das Runde aufs Eckige zu flattert, als sich das Trommelfell durchpusten zu lassen. WM. Nichts geht mehr. Ein bisschen was, das wissen nicht nur Superpunk-Fans, geht aber immer. Etwa Topper, schwedische Jungs, die ihren Namen von Topper Headon, dem legendären „Clash“-Trommler, geklaut haben. Das haben sie nicht ohne Grund getan, so wie auch ihre Platte nicht ohne Grund „Once A Punk, Always A Punk“ heißt. Da wurde viel 1977 verarbeitet – und so werden naive Menschen, die R‘n‘R und Innovation noch in einem Gitarrenriff denken, hier nicht glücklich werden.
Ebenso wenig wie bei den Black Lips, die sich diesem offensichtlich nicht auszurottenden Derivat aus Blues und Punk und Rock und „Stooges“ verschrieben haben. Früher erschien sowas bei Crypt Records in der Seilerstraße und hieß „Snot-Rock“. Als dort der Betrieb eingestellt worden ist, sprang der alte Garagen-Held (RIP) Greg Shaw in die Bresche und veröffentlichte die Band auf seinem Bomb-Label. In diesem Stilsegment gilt ein Auftrittsverbot so viel wie anderswo ein Bundesverdienstkreuz – und die „Black Lips“ haben sich von Ersterem gleich mehrere verdient.
Die Hamburger Lokalmatadore Helldriver machen es dem Schubladenzimmerer schwieriger: Sie wildern im gleichen Song in so unterschiedlichen Jagdgründen wie Soul, Punkrock, Country und Rock‘n‘Roll und rühren daraus ein hochgetaktetes Entertainmentprogramm, das mit deutschen Texten vielleicht am ehesten noch an die rumpeligen frühen Auftritte der deutschen Doorag Rocket Freudental erinnert.
Carla Bozulich schließlich hat in ihrer bewegten musikalischen Laufbahn mehr Haken geschlagen, als Schwergewichtsweltmeister Nikolaj Walujew. Als 15-Jährige trieb sie sich als „Neon Vein“-Mitglied in der Post-Punk-Szene von Los Angeles herum. Ein paar Jahre später brachte sie dem dortigen Industrialpublikum mit „Ethyl Meatplow“ das Tanzen bei und kurz darauf sang sie traurige Alternative-Country-Songs mit Geraldine Fibbers. Ihre jüngsten Unternehmungen veröffentlicht das kanadischen Constellation-Label. Was Bozulich darauf spielt, ist schwer zu sagen, vermittelt aber mehr Abenteuerlust, als die restlichen Konzerte in dieser Woche. GREGOR KESSLER
Topper, Donnerstag, 8. 6., 20 Uhr, Molotow Black Lips / Reborn Losers: Montag, 12. 6., 21 Uhr, Hafenklang Helldriver: Montag, 12. 6., 20 Uhr, Knust Carla Bozulich: Mittwoch, 14. 6., 21 Uhr, Hafenklang