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sommer in bremen„Populäre Oper aus dem Nichts“

Foto: Kay Michalak

Renate Heitmann

61, ist Mitglied der Theaterleitung der Shakespeare Company und Initiatorin des „Sommer Summarum“.

Interview Selma Hornbacher-Schönleber

taz: Frau Heitmann, schon zum zweiten Mal findet „Sommer Summarum“ statt. Was verbirgt sich dahinter?

Renate Heitmann: Das sind Kulturveranstaltungen aus allen möglichen künstlerischen Disziplinen. Ein niedrigschwelliges Angebot – ob Klassik oder Akrobatik – und das in der gesamten Stadt: von Hemelingen bis Gröpelingen. Das ist ein ganz wesentlicher Gedanke. Sommer Summarum ist letztes Jahr entstanden in einer Ad-hoc-Aktion wegen des Lockdowns. Da haben wir gesagt, wir machen das Beste aus der Situation, weil eben auch die Künstler in Bremen waren, die sonst im Sommer unterwegs sind.

Haben Sie sich mittlerweile gut an die Pandemiebedingungen angepasst?

Auf jeden Fall! Zum Beispiel die Open Airs klappen sehr gut. Dieses Jahr ist das Angebot aber viel größer. Partiell sind unsere Produktionen auch Programm auf den Bühnen vom Kukoon oder Open Space. Auch wenn wir Perspektive oder Hoffnung haben, dass die Pandemie in Zukunft immer weniger Raum einnehmen wird, wird von Sommer Summarum trotzdem etwas bleiben: eine Bremer Bühne für Bremer Künstler.

Wie geht es denn den Künst­le­r*in­nen gerade während der Pandemie?

Die Künstler sind derzeit sehr eingeschränkt in dem Radius, in dem sie auftreten können. In Bremen haben sie eigentlich wenige Möglichkeiten dazu und sind auf Tourneen angewiesen. Deshalb ist Sommer Summarum so ein tolles Angebot. Da lernen sich auch Kollegen neu kennen, die nie etwas miteinander zu tun hatten, obwohl sie eigentlich Nachbarn sind. Das hat auch ein interdisziplinäres Entwicklungspotenzial für die Künstler.

Setzt sich das Programm denn inhaltlich mit der Pandemie auseinander?

Kulturfestival „Sommer Summarum“: noch bis Ende August. Heute: Oper „Lucia die Lammermoor“ (Donizetti),18.15 Uhr, Domshof, Eintritt frei

Kaum, eigentlich fast nur formal. Da haben wir von der Shakespeare Company zum Beispiel Stücke gekürzt. Und die Besucher setzen sich dadurch, dass sie etwa auf Abstände achten müssen, auch damit auseinander. Und natürlich könnte man jetzt sagen: Wenn wir Shakes­peare-Sonette vortragen, hat das auch etwas mit der Pandemie zu tun, weil er die geschrieben hat, als die Pest wütete. Aber die Pandemie war nicht unser Thema. Unser Thema war, den Bremer Künstlern eine Bühne zu bieten und den Zuschauern die Möglichkeit zu bieten, Kunst wahrzunehmen.

Heute zum Beispiel ein Konzert der HfK-Studierenden oder „Lucia die Lammermoor“.

Das ist ein ganz besonderes Format: populäre Oper aus dem Nichts! Keine Bühne, nur ein Verstärker wird aufgebaut. Und trotzdem großartig gesungen, im Kostüm und mit szenischer Darstellung. Mit dem, was ja das Klischee der Oper ist – dieser Glanz!

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