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Archiv-Artikel

smileys für restaurants Der Geschmack der Mündigkeit

Als im Mai das Verbraucherinformationsgesetz in Kraft trat, schlugen die Kritiker darauf ein. Zu viele Ausnahmen gebe es, den Verbrauchern würden nach wie vor zu wenig Rechte eingeräumt. Doch das Regelwerk birgt auch Chancen, wie sich nun zeigt. So will Pankow künftig saubere Restaurants mit Smileys auszeichnen, die diese sich an die Eingangstür hängen können. Lässt ein Betrieb seine Küche verdrecken, riskiert er, auf einer Negativliste zu landen, die der Bezirk im Internet veröffentlicht. Juristisch abgesichert sieht sich Pankow dabei durch ebendieses Verbraucherinformationsgesetz.

KOMMENTAR VON ANTJE LANG-LENDORFF

Keine Frage, das Projekt wird Bewegung bringen in die Gastronomie. Denn es macht die Hygiene und den Umgang mit Lebensmitteln in einem Restaurant auf einfache Weise sichtbar – und damit zu einem Verkaufsargument. Die Verbraucher können endlich entscheiden, ob sie ihr Geld in einem ordentlichen Lokal lassen oder in einer Gammelküche. Ein Eintrag auf der Negativliste? Ein PR-Desaster für jeden Betrieb. Die Wirte werden alles tun, um das zu vermeiden.

Wenn eine Behörde für mehr Transparenz sorgen will, hat sie mit dem Verbraucherinformationsgesetz dafür offenbar eine Grundlage. Doch genau da liegt auch das Problem: Es hängt vom Engagement einzelner Stadträte ab, wie viel die Bürger über Dinge wie die Qualität ihrer Lebensmittel und die Sauberkeit von Restaurants erfahren. Es sollte aber nicht nur möglich, sondern eine Pflicht sein, ein Smiley-System einzurichten. Genau das steht im Gesetz nicht drin.

So zaghaft das Regelwerk ist – langfristig kann es trotzdem für mehr Transparenz sorgen. Denn Pilotprojekte wie das in Pankow wirken als Türöffner. Die Menschen werden schnell auf den Geschmack der mündigen Entscheidung kommen. Und die Informationen auch andernorts für sich einfordern.