piwik no script img

Archiv-Artikel

silke burmester David Bowie ist jetzt Dorian Gray

Zwei Popstars werben neuerdings: Robbie Williams für Autos, David Bowie für Mineralwasser. Der eine ist lustig, der andere tragisch.

Reich sein ist ein hartes Brot. Es bedeutet, sich kümmern zu müssen. Um die vielen Reichtümer. Das kostet Geld. In Europa, vor allem im zugigen Großbritannien, fließt die Kohle in die Heizkosten für die Landsitze, und im hitzigen Kalifornien sind die Feuer-Versicherungen so dermaßen angestiegen, dass man schon mal eine Platte mehr verkaufen muss, um das dolle Leben im Fluss zu halten.

Damit zwei unser liebsten Stars nicht irgendwann im Zelt enden, kann man sie nun im Kino sehen. David Bowie wirbt für Mineralwasser, Robbie Williams für ein Auto. Beiden Spots ist gemein, dass die Heroen jemanden darstellen, den sie gut kennen: sich selbst.

Williams wirft einem jungen Kerl ein paar Münzen in die Mütze, der seinen Song „Feel“ völlig falsch auf der Straße darbietet, korrigiert den Text und beglückwünscht ihn zu seinem Wagen. Bowie hat in der Gegenwart nicht so viel vorzuzeigen, weshalb die Werbestrategen auf jene Figuren zurückgreifen, die Bowie höchstselbst erschaffen hat, noch bevor er das war, was Robbie heute ist, ein Superstar: Ziggy Stardust, Thin White Duke, Aladdin Sane.

Williams’ Auto-Werbung erzählt eine originelle Geschichte und ist von sprühender Selbstironie. Auch Bowie reißt es zu einem Augenzwinkern – es geht aber nicht um den Plot, sondern um die Tragik der Bowie’schen Figur, die in dem direkten Vergleich so überdeutlich wird.

Wärend der Williams-Spot in der Jetztzeit spielt und sich mit dem gegenwärtigen Ruhm befasst, bleibt Bowie nur der Blick zurück. Und dieser kurze Blick, der dem Zuschauer in Bowies Vergangenheit gewährt wird, erinnert an diese fantasievolle Gestalt von einst. Jemand, der mit seiner Sexualität und seiner Identität spielte, der Zwischenwesen schuf und musikalisch eine Epoche prägte.

Das ist mehr, als man Robbie Williams zu seinem 56. Geburtstag wird nachsagen können. Und dennoch mutet die immer noch attraktive, aber starre Fratze Bowies wie die Dorian Grays an. Bowie schaut zurück auf sein wechselndes Alter Ego, sieht den kraftvollen, wilden Rebellen, der er einst war, den ruhigen Aladdin Sane. Es ist der Blick eines Mannes, von dem nur noch die Hülle übrig ist. Gut ausgeleuchtet, aber keine wirkliche Person. David Bowie als Musiker? Seine letzte Platte hat sich nicht besonders verkauft. Seine aktuelle Tour ist bei den Kritikern durchgefallen. Stilistische Maßstäbe setzt er schon lange nicht mehr.

Der Spot ist unterhaltsam, und das Geld sei ihm gegönnt. Das französische Wasser sollte man aber lieber nicht trinken. Wäre es wirklich so toll, hätte Bowie die Schönheitsoperation nicht nötig gehabt.