sieben sachen:
Tauschen Bauern gegen Kohl
Seid 2015 ist der Nationalismus in Deutschland besonders sichtbar. Der rumänisch-ungarisch-deutsche Dramaturg Thomas Perle antwortet darauf mit „karpatenflecken“. Ein Stück, das in verschiedenen Sprachen von Schicksalen und Biografien zwischen den Ländern erzählt, vom Westen und von der Verheißung Helmut Kohl. Zitat einer Figur: „Wollen helfen bei den blühenden Landschaften, Herr Kohl. Tauschen Bauern gegen dicken Kohl.“
Deutsches Theater, Schumannstraße 13A, Uraufführung 10. 12., 19.30 Uhr
Visuelle Erinnerung
Harald Hauswald hat sich am System DDR gerieben und mit der Fotokamera „ordentlich Dampf abgelassen“. Der spätere Ostkreuz-Gründer war ein scharf blickender Dokumentarist des Alltags in einem Staat, der bald nicht mehr sein würde. Eine Wiederauflage seiner 250 Fotografien starken DDR-Schau.
Harald Hauswald. Voll das Leben. Reloaded!, C/O Berlin, Hardenbergstr. 22–24, ab 11. 12.
Bei Anschlag Kettensäge
Nein, #00002 bedeutet nicht Systemfehler. Vielmehr soll die Bezeichnung für das zweite Konzert der Reihe Untergrün angeben, dass noch viele, viele folgen werden. Systemfehler ist trotzdem nicht falsch, denn die vier Acts des Abends liegen weit abseits klassischer Pfade. Anaïs Tuerlinckx etwa kann die Saiten ihres String Case derart mit kleinen Werkzeugen behandeln, dass sie bei Anschlag wie Kettensägen klingen. Und die Pitch Shifting Group lässt ein Schnattern auf allen Kanälen zu Kunst werden.
Untergrün, Kastanienallee 77, 10. 12., 20 Uhr, www.untergruen.net
Jobcentergewitter
Systemrelevanz von Paketzusteller:innen, Flaschensammeln mit Maske vorm Club und Überbrückungshilfe III Plus: Corona hat unsere Arbeitswelt durcheinander gebracht. Manch ein prekärer Job wurde dabei einer Neubewertung unterzogen. Aber geht es den Paketzusteller:innen und Care-Arbeiter:innen jetzt besser? Ohnehin: Hat die Pandemie uns nicht noch weiter in atypische, unsichere Arbeitsverhältnisse gebracht? Darüber lesen, performen und sprechen die Autor:innen Elisa Aseva, Julia Friedrichs, Thorsten Nagelschmidt und die Musikerin Stefanie Schrank mit der Kulturjournalistin Julia Schell.
KOOKRead: Dumping. Acud Macht Neu, Veteranenstraße 21, 14. 12., 20 Uhr, Livestream: www.acudmachtneu.net
C wie Come Together
Die 53 musikalischen Figuren von Terry Rileys minimaler Komposition „In C“ übersetzte Sasha Waltz bislang nur nach Tonaufnahmen in eine offene Choreografie. Nun performt ihre Tanzcompagnie „In C“ erstmals gemeinsam mit „Bang on a Can All-Stars“. Live. Auf einer Bühne. 2G+ natürlich.
„In C“. Radialsystem, Holzmarktstr. 33, 10.+11.12., 20 Uhr; 12. 12. 18 Uhr
Einen Tag frei im Lido
Albertine Sarges spielt Post-Punk und Dream-Pop. Ihr Album „Albertine Sarges & The Sticky Fingers“ wurde erst mal direkt zum BBC6 Music Album Of The Day gewählt. Und sie fordert ihre Hörer:innen gern zu feministischer Lektüre auf: Ihr Musikvideo „Free Today“ ist ein großer Spaß aus Beamten-Drag und Königin der Herzen auf Roadtrip. Im Lido steht vorab Jungstötter auf der Bühne.
Albertine Sarges + Jungstötter, Lido, Cuvrystr. 7, 12. 12., Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr
Geschirr im Keller
„Berlin Kleistpark“ von Hakan Savaş Mican ist der zweite Teil seiner Stadt-Trilogie im Gorki. Mit Smartie steht auch ein echter Hund auf der Bühne. Zunächst aber geht es um Adam, der erlebt wie familiäre Bindungen und Windungen in seiner gegenwärtigen Beziehung wirken. Vielleicht bringt ja der Besuch der Mutter, die so viel Geschirr im Keller hat, die (Auf)Lösung.
Gorki, Am Festungsgraben 2, Premiere 11. 12., 19 Uhr
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