schwarzarbeit : Gelassenheit kommt weiter
Warum gibt es in Berlin mehr Schwarzarbeit als in Brandenburg, obwohl die Arbeitslosigkeit in beiden Bundesländern fast gleich hoch ist? Weil in Brandenburg die Nachfrage geringer ist – die Leute dort sind meist ärmer als in gut situierten Westberliner Bezirken, packen eher selbst oder für ein Bierchen beim Nachbarn an, als einen Maurer, Gärtner oder Nachhilfe-Studenten für ein paar Euro zu holen.
KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER
Entscheidend für Schwarzarbeit – die meiste gibt es ohnehin im privaten Bereich – ist also nicht, dass ein Arbeitsloser etwas dazuverdienen möchte, sondern dass es jemanden gibt, der ihn bezahlt. Anders gesagt: Ohne Besserverdienende keine Schwarzarbeit. Zumindest nicht in diesem großen Ausmaß.
Aber: Nicht immer ist es nur die Suche nach möglichst billigen Handwerkern, Babysittern oder Putzkräften, die die Schwarzarbeit bislang boomen ließ. Oft war es einfach auch nur zu kompliziert, jede Kleinigkeit anzumelden. Dass es nun einfachere Regelungen gibt, ist begrüßenswert und hat zum Rückgang der Schwarzarbeit beigetragen.
Zudem bleibt vielen Anbietern von Schwarzarbeit oft gar nichts anderes übrig, als sich für ein paar Euro zu verdingen: Wer als Ausländer nicht legal arbeiten darf, tut es schwarz; wer von Sozialhilfe leben muss, ist für jeden zusätzlichen Euro dankbar; und manch Handwerker wäre längst pleite, wenn er nicht auch „ohne Rechnung“ arbeitete.
All diese Schwarzarbeiter schaden zwar dem Sozialsystem, aber sie kurbeln die Wirtschaft auch an: Sie verbrauchen Material, geben ihren Lohn sofort wieder aus. Etwas Gelassenheit täte der Debatte deshalb gut: Legalisieren ist besser als denunzieren und kriminalisieren.