schurians runde welten : Football‘s coming Dom
„Der MSV Duisburg ist ein Verein mit einem neuen Stadion und mit Perspektive, da könnte man noch Freude verbreiten.“ (Manfred Simon, Berater von Dirk Lottner)
So weit ist es schon gekommen: Dirk Lottner, das Langbein ruhender Bälle, der rheinische Trauerkloß, „ein Mann ohne Rückwärtsgang“ (Kölner Stadtanzeiger) tritt die Flucht nach vorne an. Statt in einer FC-Decke wie ein arbeitsloser Polier dem Eifer der Kollegen zuzusehen, sucht er sich einen neuen Club, um der Zukunft nicht im Weg zu stehen, gibt sein Berater Manfred Simon an. Die personifizierte Wankelmut zieht es in die zweite Liga, ins neue Duisburger Wedaustadion – nur raus aus dem Rheinland.
Und Lottner, den sie dann Lotte nennen werden, tut gut daran aus Köln zu flüchten. Die Domstadt ist ein fußballerischer Pflegefall: Der FC Letzter, die Amateure trennt nur ein Punkt vom Regionalliga-Abstieg und die Viktoria ist schon Drittletzter der Oberliga Nordrhein.
Aber woran liegt‘s? Was macht aus Kölnern schlechte Fußballer, nein, genauer: herausragende Spieler, die einfach nur sehr viel Pech haben. Vielleicht lüftet Lotte Lottners Berater das Geheimnis. Sein Mandant wolle künftig in Duisburg „Freude verbreiten“, sagt der Daimler- und Lottner-Verkäufer. Nur was hat Freude mit Fußball und mit Duisburg zu tun? Ein tragisches Mißverständnis hält die rheinischen Fußballnaturen davon ab, das zu tun, was sie am besten können: Schunkeln. Klar ist: Fußball ist nur schön, wenn gewonnen wurde. Vorm Spiel ist Magenkribbeln, beim Spiel Aduktorenschmerz und Nachtrauern über ausgelassene Möglichkeiten. Nur nachher, wenn doch gesiegt wurde, schmeckt das Bier, selbst wenn es ein Kölsch ist.
24.4. Köln (A) – Braunschweig
Oder die Amateurvertretung des FC Köln. Letztes Wochenende spielten die Unter-23-Jährigen – freilich ohne Jungstier Lukas Podolski – gegen den KFC Uerdingen und gingen geschlagen vom Platz. Hinterher das gleiche Lied wie bei den Profis: Amateurtrainer Christoph John sah eine gute Leistung seiner Mannschaft, die nur durch einen unglücklichen Elfmeterpfiff und die anschließende rote Karte verloren hätten: „Wir gehen als moralischer Sieger vom Platz“, meinte John, der schon einmal 18 Tage Interims-Coach der Ersten Mannschaft war. Und weil Köln moralisch obsiegt hatte, verweigerte John seinem Uerdinger Kollegen Pele Wollitz nach dem Spiel den Handschlag und der wegen einem rüden Foul vom Platz gestellte Dominique Ndjeng trat nach ein großes Loch in die Krefelder Kabinentür.
25.4. Bochum – Bremen
Das Revier hat andere Probleme, vor allem Frank Fahrenhorst, auch ein Vereinswechsler. Der torgefährlichste Abwehrspieler der Liga muss gegen Bremen, seinen künftigen Verein antreten, hält ein Siegtor für Bochum „für eine feine Sache“ – kaum zu glauben, dass das die Werdergemeinde auf dem bangen Weg zur Meisterschale auch so sehen mag: Fahne trifft nicht, wetten?CHRISTOPH SCHURIAN