schurians runde welten : Säuberungen im Wuppertal
„Ich freue mich, dass ihr mitmachen wollt, aber dazu gehört etwas mehr, als zu sagen, wir sind Fans.“ (Friedhelm Runge)
25.2. Wuppertal – Köln
Zu Unrecht ist Wuppertal eine vernachlässigte Stadt. Vor allem fußballerisch. Denn der Wuppertaler Sportverein hat sich zu einem veritablen Skandalclub gemausert. Schalke, Fortuna, all das haben die Regionalligisten weit hinter sich gelassen.
In den vergangenen Jahren wurden Stürmer zu islamistischen Terroristen, mussten Trainer gehen, weil sie mitfeiern wollten oder krank. Gleichzeitig peitschte ein allmächtiger, stink- und einflussreicher Vereinspräsident eine Fusion mit dem rivalisierenden Nachbarclub Borussia Wuppertal durch.
Ob es nun daran liegt, dass es im letzten Lokalderby vor der Fusion im Stadion am Zoo einen Sieg der kleineren Borussia gab, ob es schlechte Verlierer sind oder Traditionalisten – die Umbenennung in WSV Borussia können einige Sportfreunde nicht verwinden. Seit zwei Jahren leiden sie an einem Identitätsproblem, das auch bei anderen Weltanschauungen vorkommt und zum Erwachsenwerden dazu gehört, wie die Erkenntnis, nicht unsichtbar zu sein, obwohl man sich die Augen zuhält.
Am Mittwoch Abend klatschten Fusionisten und Traditionalisten mal wieder heftig aufeinander. Auf der Mitgliederversammlung wurde ein Antrag so genannter „Supporter“ abschlägig verhandelt, der eine Rückbenennung in WSV vorsah. Präsident Friedhelm Runge konnte sich knapper als sonst behaupten, was den interessierten Zeitgenossen freuen muss: Weitere Skandälchen sind garantiert.
Und Runge beließ es auch am Mittwoch nicht bei einem nüchternen Abstimmungssieg über die Antiborussen. Nein, er sorgte dafür, dass zwei neuen Kandidaten für den Verwaltungsrat aus den Reihen seiner Gegner die Wahl in den Aufsichtsrat verwehrt wurde. Noch besser: Ausgerechnet den Vertragsspielern der ersten und zweiten Mannschaft kam die Aufgabe zu, die Namen der beiden Oppositionskandidaten von den mehr als 200 Wahlzetteln mit Kugelschreibern zu streichen. Kann es für Fans eine größere Demütigung geben, als das Gegenteil eines Autogramms?
Und die Säuberungen im Wuppertal gehen weiter. Etwa im Internet: Dort steht offenbar ein gewisser Herr Werksnies auf der Seite der Rückbenenner, bislang durfte er an dem offiziellen Online-Auftritt des WSV-Borussia mitwirken. Dass damit nun Schluss ist, erklärt in der regionalen Sportpresse ein genauso offener wie ergreifend schlichter Leserbrief. Das Aus im Netz habe rein gar nichts zu tun mit Meinungsverschiedenheiten in Sachen WSV Borussia. Nein, nein. Auch die Leser-Unterschrift klingt nach mehr Kabale und Hiebe: „Michael Hagemann, Wuppertaler SV Borussia e.V., Neue Medien“. Wir bleiben dran.