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schülerdemoBildungspolitik folgt Pisa

Selbst wenn die Bildungsstudie Pisa Recht hat und deutsche Schülerinnen und Schüler zu konzentrationsschwachen Dummköpfen abstempelt: es gibt Anzeichen zur Hoffnung und die Klarsicht, den politisch Verantwortlichen das schlechte Zeugnis weiterzureichen. Hoffnung deshalb, beweisen die Schüler mit ihrer erneuten Demonstration gegen die Sparpolitik im Bildungsbereich eine Portion Skepsis, die angesichts eines diagnostizierten Mangels ihres Beurteilungsvermögens Mut macht.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Zu Recht geben sich die Pennäler nicht zufrieden mit der Absichtserklärung der rot-roten Koalitionäre, keine Haushaltsmittel im Wissenschafts- und Bildungsbereich einzusparen. Denn mehr als den fragwürdigen Status quo in der Ausbildung schreiben die rot-roten Summen nicht fest. Wer tagtäglich in maroden Bruchbuden, von denen nur das Wort „Schule“ über dem Eingang an eine Lehranstalt erinnert, absitzen soll, will mehr hören als die gebetsmühlenartig vorgetragenen Versprechungen, es mit ein paar Mäusen ein wenig besser machen zu wollen. Braucht es doch die konkrete Utopie von qualifizierten Ganztagsschulen, neuesten Schulbüchern für alle und besseren Stundenplänen.

Klar macht die Stoßrichtung des Protests auch, dass das schlechte Zeugnis für Schüler noch andere Ursachen hat als Pisa – nämlich die politische Blödheit und Blindheit: Trotz aller Warnungen haben sich die Kultusminister in den vergangenen zwanzig Jahren grundlegenden Verbesserungen verschlossen und Lehrinhalte nicht sich verändernden Bedingungen angepasst. Die Konzentration des Lehrstoffs ist der Beliebigkeit geopfert worden. Konzepte für eine effektive Förderung von Schülern bereits in der Grundschule fehlten. Lehrer als Lernende gehörten zur Ausnahme statt zur Regel. Und mehr noch. Fast eine ganze Generation Pauker mussten stempeln gehen nach einer Hochschulausbildung ohne Vision.

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