piwik no script img

schokoladeZum Ramadan

Ein buntes Märchenbild vor funkelndem Sternenhimmel, viele kleine Türchen mit Schokolade dahinter. Erst auf den zweiten Blick fällt einem auf, dass der weißbärtige Mann auf dem Bild keine Nikolausmütze, sondern einen Turban trägt und dass sich im Hintergrund die Minarette einer Moschee in den Himmel recken. Außerdem hat dieser merkwürdige Kalender dreißig statt vierundzwanzig Türchen: es ist kein Advents-, sondern ein Ramadankalender.

Die vierzigjährige Ines Balcik, studierte Arabistin, Mutter von drei Söhnen und mit einem Türken verheiratet, hat ihn vor einem Jahr erfunden. Auf die Idee kam sie, weil ihr auffiel, wie wenig der Islam bei seinen Festen den Kindern bietet, keinen Schmuck, nichts zum Anfassen oder Selberbasteln – nicht vergleichbar mit den schokoladenreichen deutschen Weihnachtsbräuchen.

Im Großen und Ganzen sei die Resonanz auf den Ramadankalender positiv, resümiert die Erfinderin. Die Käufer sind hauptsächlich in binationalen Familien zu finden, vor allem in deutsch-türkischen oder deutsch-arabischen. „Manche Deutsche“, so Ines Balcik, „fragen, was sie denn das angehe, und die nichtreligiösen Türken möchten auch nichts von Ramadan hören.“ Strenge Muslime wiederum lehnten die Idee des Adventskalenders als christlichen Brauch völlig ab. Der Umsatz hat sich in diesem Jahr im Vergleich zum letzten trotzdem von 3.000 auf 4.000 gesteigert. Viel Profit springt dabei allerdings nicht heraus, Ines Balcik ist schon zufrieden, wenn sie ihre Kosten decken kann. Ein Teil des Erlöses geht als Spende an die deutsch-türkische Gesundheitsstiftung.

ALKE WIERTH

Der Ramadan-Kalender kann per Internet über www.kandil.de bestellt werden. Er kostet 3,84 Euro (7,50 DM) plus Versandkosten und ist mit Schokolade gefüllt, die ausschließlich unter Verwendung pflanzlicher Fette hergestellt ist. Ines Balcik bietet auf ihrer Internetseite außerdem Bastelideen für islamische Feste und ein paar Spiele, zum Beispiel ein Islam-Quiz, an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen