schnittplatz: WAZ-Dynastie lässt anbauen
Geschichten wie diese spielen im Ruhrgebiet, wo die Menschen Erich oder Bodo heißen. Wo die Zeitungen leicht verständlich – manche sagen auch: schlicht daherkommen.
Und wo in Zeitungsdynastien die Erbfolge noch ein bisschen so geregelt wird wie unter verarmten Landadligen, auch wenn die Umsatzrenditen trotz Medienkrise vielleicht immer noch zweistellig ausfallen.
Erich heißt mit Nachnamen Schumann, ist der große alte Mann in der Geschäftsführung der Zeitungsgruppe WAZ und selbst Nachfolger der besonderen Art: Um seine Stellung im Konzern zu zementieren und Erbschaftsteuern zu sparen, hatte ihn WAZ-Gründer Erich Brost kurzerhand adoptiert – als Mittfünfziger. Günther Grotkamp, Schumanns Lieblingskollege und langjähriger Partner in der WAZ-Geschäftsführung, verband sich per Heirat mit der Familie Funke, die die andere WAZ-Hälfte repräsentiert.
Und Bodo heißt natürlich Hombach und ist ein echtes Kind des Reviers. In Mülheim/Ruhr geboren, Fernmeldehandwerker, diplomierter Sozialarbeiter, zwischendurch mal Kanzleramtsminister und rechte Hand von Gerd, dann umstrittener Häuslebauer und Balkanstabilisator – und jetzt eben Nachfolger im Hause WAZ.
Per Interview in der Stuttgarter Zeitung hat ihn Schumann jetzt endgültig eingesetzt: „Der Mann kann aber führen; der ist ein Unternehmer.“
Zur WAZ-Geschäftsführung gehört Hombach schon seit 2001. Als der ehemalige SPD-Funktionär 1999 wegen angeblicher „Freundschaftspreise“ beim Bau seines Mülheimer Hauses in die Schlagzeilen geriet, hatte vor allem die lokale WAZ-Ausgabe zur Durchleuchtung des Falles beigetragen. Aber jetzt muss Hombach ja auch nicht mehr bauen. STG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen