schneller vorlauf: Rock in Rente
Was heute im bayerischen und westdeutschen Fernsehen an musikalischen Leckerbissen verkauft wird, hätte schon vor einem Vierteljahrhundert und mit demselben Personal ausgestrahlt werden können: Mit „Tina, what’s love got to do with it“ (22.00 Uhr) macht der WDR den Anfang – der Spielfilm zu Tina Turner, die heutzutage nur dann eine neue Platte macht, wenn das Dach ihres südfranzösischen Schlosses neu gedeckt werden muss. Nicht ganz dicht ist auch Lou Reed, dessen orgiastischen Gitarrenexzessen sich gleich im Anschluss der „Rockpalast“ widmet (23.50 Uhr, WDR). Dabei kommt der alte Misanthrop mit dem Esoteriker Carlos Santana ins Gehege, der dieses Jahr so knorke bei „Rock im Park 2000“ (23.45 Uhr, BR) aufgespielt haben muss, dass sein epochaler Auftritt jetzt auch im Fernsehen kommt. In voller Länge. Mit allen Schikanen. Aber ohne „Samba Pa Ti“. Gut zu wissen, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten gerne mal losrocken und abhotten. Schade allerdings, dass sie dabei konstant 25 Jahre Verspätung haben. Und das ist allerhand.
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