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schlussverkaufFlop im Shop

Dass es so schlimm kommen würde, haben die wenigsten Händler erwartet. Seit längerem gehen die Umsätze in der verarmenden Stadt zurück – und dennoch war dieses erste Halbjahr eines der schlechtesten seit Kriegsende, vor allem im Geschäft mit Bekleidung. Ein Grund – das oft miese Wetter, das nicht gerade zum Kauf lockerer Tops und T-Shirts anregte. Wichtiger aber noch – die Euro-Abzocke. Wer am Imbiss, in Kneipen, im Kino, an der Tankstelle zum Teil horrende Preissteigerung hinnehmen musste, kam schnell zu dem Schluss, dass der Bikini oder die Badehose aus der vorletzten Saison noch ganz gut aussehen. Zumal die neuen teuer genug sind.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Jetzt wollen die Händler im Sommerschlussverkauf retten, was noch zu retten ist. Die Lager sind gefüllt; die Ware muss raus, um Platz für die Winterkollektion zu schaffen. Trotz diverser Rabattaktionen, die jetzt auch übers Jahr verteilt erlaubt sind, halten die Handelsverbände am Schlussverkauf fest. Weil er eine konzertierte Aktion ist, mit der Kunden mobilisiert werden.

Ab heute locken also wieder allerlei Schnäppchen. Den Flop im Shop wird das kaum verhindern. Vielen Kunden sind auch die reduzierten Preise zu hoch. Klar: Auch zehn Euro für einen Markenartikel, der vorher das Dreifache kostete, wollen erst einmal im Portemonnaie sein.

Hier liegt die Crux: Wer kein Geld hat, kann es nicht ausgeben. Solange die Löhne in der Stadt fallen und die Arbeitslosigkeit steigt, bleiben die SSV-Plakate nichts als ein netter Versuch der Modeketten, Aufmerksamkeit zu erregen. Frei nach dem Motto: Wir sind auch noch da!

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