schlossplatz: Barocke Last, moderne Last
„Mentalitätswechsel“ lautet eines der Worte, die Peter Strieder neuerdings nicht müde wird zu predigen. Gemeint ist die Absicht des zukünftigen rot-roten Senats, mit alten Westberliner Gewohnheiten und Ostberliner Wärmestuben aufzuräumen. Was auf dem Index steht, ist bekannt: die Alimentiereung von allem und jedem, der aufgeblähte öffentliche Dienst, die Schuldenmacherei und Geldverschwendung. Und klar ist Strieder auch, dass dies „nicht ohne Proteste abgehen wird“. Et mut!
Kommentarvon ROLF LAUTENSCHLÄGER
Auf den Mentalitätswechsel in der Frage der Schlossrekonstruktion reagiert Hannes Swoboda darum wie zu erwarten war: mit Protest, dem Ruf nach Kanzler Gerhard Schröder und Polemik („Schande für die Hauptstadt“). Der Chef der Expertenkommission sieht die Pläne vom Wiederaufbau des barocken Kastens davonschwimmen. Und schlimmer noch. Auf den Trümmern der Rekonstruktionsempfehlung tanzt die PDS für den Erhalt und die Zwischennutzung des Palastes der Republik. Mag für Swoboda die Verabschiedung von der historischen Schlossidee schmerzhaft sein. Angesichts leerer Kassen, eines Milliarden Euro teuren Wiederaufbaus, fragwürdigem geschichtlichem Wert und unzeitgemäßer Nutzungsmöglichkeit ist sie berechtigt. Dies umso mehr, da nur so ein von barocker Last befreiter Bauwettbewerb ein vielleicht besseres und kostengünstigeres Ergebnis bringen kann.
Aber der von der neuen Regierung eingeforderte Mentalitätswechsel darf hier nicht enden. Nicht heißen kann die Revision der Schlossrekonstruktion, dass der Palast der Republik zum baulichen Mythos und durch die ideologisch gefärbte Brille zu geschönter Erinnerung gesteigert wird. Das ist das Gebäude nicht wert. Und seine falsche Erhöhung verstellt – ebenso wie die Fixierung auf das Schloss – die Aussicht auf Alternativen am Schlossplatz.
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