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reisenotizen Ferienjobs in Australien

Australien ist in. Doch das Land auf der anderen Seite der Welt ist weit und nicht ganz billig. Eine neue Perspektive könnte das Land für jugendliche Reisende attraktiver machen: Junge Deutsche können künftig während einer Urlaubsreise nach Australien dort für eine begrenzte Zeit legal arbeiten. Die Regierungen beider Länder haben am 24. März in Berlin ein so genanntes „Working holiday“-Abkommen vereinbart, das ein entsprechendes Visum beinhaltet.

Es gilt umgekehrt auch für junge Australier, die Deutschland besuchen. Während es für die Regierung in Canberra seit Mitte der Siebzigerjahre bereits das achte zwischenstaatliche Abkommen dieser Art ist und sie im vergangenen Jahr fast 65.000 „Working Holiday“-Visa ausstellte, betritt die Bundesregierung damit nun völliges Neuland.

Das Programm sei nicht die Antwort in der Green-Card-Frage, sagte Außenamtsstaatssekretär Wolfgang Ischinger, aber eine „hervorragende Methode der Völkerverständigung“. Der australische Minister für Einwanderung und multikulturelle Angelegenheiten, Philipp Ruddock, sagte beim Notenaustausch in Berlin, das Abkommen biete jungen Menschen die Möglichkeit, eine andere Kultur kennen zu lernen und ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern.

Die Vereinbarung tritt am 1. Juli in Kraft und damit rechtzeitig zur europäischen Urlaubssaison. Das „Working Holiday“-Visum berechtigt kinderlose 18- bis 30-Jährige zu einem Aufenthalt von bis zu zwölf Monaten und Jobs von jeweils bis zu drei Monaten Dauer. Das Visum ist kostenlos, allerdings beträgt die Bearbeitungsgebühr 195 Mark. Die Bearbeitungszeit veranschlagt die australische Botschaft in Berlin mit ungefähr einem Monat.

Antragsteller müssen ein Rückflugticket, eine Krankenversicherung und eine angemessene Urlaubskasse nachweisen.

Ein Sprecher der Botschaft sagte der taz, Australien reagiere mit diesem Programm auf entsprechende Nachfrage sowohl der ausländischen Touristen, die bisher illegal arbeiteten, als auch der australischen Wirtschaft, die vor allem im Gastronomiebereich und in der Landwirtschaft Saisonarbeitskräfte suche. In Australien seien die Gehälter zwar etwas niedriger als in Deutschland, doch gelte dies auch für die Lebenshaltungskosten.

Die Botschaft erwartet, dass künftig mehrere tausend deutsche Rucksackreisende im Jahr legale Ferienjobs in Australien annehmen werden. Vielleicht würden sich sogar einige Reiseveranstalter auf mit Ferienjobs kombinierte Urlaubsaufenthalte spezialisieren. Dazu gibt es bislang keine konkreteren Hinweise.

Die australische Regierung hat für die Angehörigen der acht Vertragsstaaten inzwischen die Quote der „Working Holiday“-Visa auf insgesamt 78.000 aufgestockt. Im vergangenen Jahr reisten 140.000 Deutsche nach Australien, 100.000 Australier besuchten Deuschland. SVEN HANSEN

Nähere Informationen über das Working-Holiday- Abkommen erteilt die Australische Botschaft, Friedrichstr. 200, 10117 Berlin oder http://www.australian-embassy.de

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