rbb-intendantenwahl : Die Chance zum Trendsetter
Ulrich Deppendorf soll es also machen, soll nach derzeitigen Voraussagen erster Intendant des Fusionsenders RBB werden. Das aus dem ARD-„Bericht aus Berlin“ bekannte Gesicht mit dem Schnauzbart und der Zahnlücke. Der kennt die Stadt aus seiner Zeit als hiesiger Studioleiter. Der ist ein renommierter Journalist. Und der ist leider ein Mann.
Kommentar von STEFAN ALBERTI
Leider, ja. Denn der Rundfunk Berlin-Brandenburg ist dabei, eine große Chance zu verspielen, bevor er überhaupt im Juni auf Sendung geht. Noch nie saß eine Frau bei einem öffentlich-rechtlichen Sender ganz oben. Chefredakteurinnen und viel beachtete Filmemacherinnen wie Luc Jochimsen, ja, die gab und gibt es. Auch Funkhausdirektorinnen wie Dagmar Reim. Eine Senderintendantin aber noch nie.
Welche Chance für den RBB. Trendsetter könnte er sein. Ein Zeichen setzen, nennt es Rundfunkratsmitglied Bärbel Grygier zu Recht. Die Wahl Reims würde zudem von Anfang an klar machen, dass der neue Sender Selbstbewusstsein hat, in der ARD etwas zu melden haben will, eigene, neue Wege geht und nicht der verlängerte Arm des Hauptstadtstudios ist.
Dabei ist es ja bei weitem nicht so, dass da eine unbedarfte Frau allein der Quote wegen als Pappkameradin einen Spitzenposten bekommen würde. Reim war ARD-Sprecherin, Hörfunk-Chefredakteurin und Programmbereichsleiterin beim NDR, bevor sie in Hamburg Funkhausdirektorin wurde. Mehr hat auch Deppendorf, seit 2002 WDR-Fernsehdirektor, nicht aufzuweisen.
Warum also soll bei der Intendantenwahl am 24. März nicht gelten, was bei vielen anderen Stellenausschreibungen üblich ist? Dass nämlich bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt eingestellt werden. Noch ist die Chance nicht vertan.