rag an der börse : Euphorie unangebracht
Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert. Das gilt auch für den RAG-Konzernchef Werner Müller. Tatsache ist, dass der Börsengang der RAG noch nicht in trockenen Tüchern ist. Tatsache ist, dass der Börsengang der RAG nur dann gelingt, wenn die schwarz-gelbe Koalition ihre Zustimmung gibt. Und Tatsache ist eben auch, dass dies nur dann erfolgen kann, wenn entscheidende Fragen beantwortet worden sind. Dazu gehören konkrete Zahlen zu den Ewigkeitslasten des Bergbaus wie auch zum Unternehmenswert.
GASTKOMMENTAR VONGERHARD PAPKE*
Die Börsen-Euphorie, die Werner Müller gestern einmal mehr bei der Bilanzpressekonferenz verbreitet hat, ist deshalb unangebracht. Die FDP wird nicht zulassen, dass ein RAG-Börsengang zu Lasten der Steuerzahler geht. In der Öffentlichkeit spielt die RAG das soziale Gewissen. Da betont der RAG-Chef nur zu gern, Verantwortung für die Bergleute zu übernehmen und durch den Börsengang Werte für Aktionäre, die Gesellschaft und Mitarbeiter schaffen zu können. Hinter der Bühne benutzt er die Bergleute als Faustpfand und versucht, dem Steuerzahler die unkalkulierbaren Risiken aus dem Steinkohlebergbau aufzubürden.
Der wahre Wert des weißen Bereichs soll bis zum Börsengang verschwiegen, dafür aber später den jubelnden Aktionären verkündet werden. Selbstverständlich zu Lasten des Steuerzahlers. Denn das Kapital dieser wundersamen Geldvermehrung würde zugleich zur Deckung der Altlasten und Ewigkeitskosten des Bergbaus fehlen. Auch das zählt zu den Tatsachen. Auch das kann Werner Müller nicht durch Leugnen aus der Welt schaffen. Denn Tatsache ist eben auch, dass Nordrhein- Westfalen dem Börsengang seine Zustimmung verwehrt, wenn er ein Abenteuerunternehmen auf Kosten der Bürger wird. Ein Börsengang der RAG in der ersten Hälfte 2007 ist nüchtern betrachtet illusorisch – das ist Tatsache.
*Gerhard Papke (45) ist Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag NRW