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■ Die Anderen"Liberation", "Il Messaggero" zur Beisetzung der russischen Zarenfamilie

Für „Liberation“ wirft die Beisetzung der russischen Zarenfamilie die Frage nach der kommunistischen Vergangenheit auf: Der Jelzin von heute wird nicht müde, den alten Jelzin zu verbergen, der erster Parteisekretär der Region Swerdlowsk war und auf Moskauer Anweisung das zur Sehenswürdigkeit gewordene Haus des Händlers Ipajew zerstören ließ, in dem der Zar und die anderen ermordet wurden. Daß dieser hohe bolschewikische Würdenträger, der erster gewählter Präsident Rußlands wurde, auch die Beisetzung des Zaren präsidiert, das ist ein Kunstgriff, mit dem 70 Jahre Geschichte auf wunderbare Weise ausgelöscht wären. Man kann sich nur wundern über die Eile, mit der sich Jelzin um den Zaren gekümmert hat, und über seine Mißachtung für Fragen nach dem Gulag, den Hinrichtungen und Psychiatrien.

Über Jelzins Teilnahme an der Beisetzung der Zarenfamilie schreibt „Il Messaggero“ aus Rom: Boris Jelzin wird dabeisein. Er tut es, um das Ereignis nicht Alexander Lebed zu überlassen, dem Mann, der sein stärkster Gegner bei den nächsten Präsidentschaftswahlen sein wird. Lebed hatte seit langem seine Teilnahme angekündigt. Jelzin hingegen hatte lange gezögert und seine Teilnahme im dunkeln gelassen; ein kompliziertes Spiel, das einen kaum die Intrigen am Hof des letzten Zaren und der Schar seiner Großherzöge vermissen läßt.

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