: "Fixierung aufs Vaterland"
■ betr.: "Polizei verhinderte Kundgebung vor Synagoge", taz vom 5.11.90
betr.: „Polizei verhinderte Kundgebung vor Synagoge“,
taz vom 5.11.90
Die „links von den Grünen“ angesiedelten „InternationalistInnen“ wollen sich anscheinend von den hiesigen „Rechten“ an Deutschtümelei nicht übertreffen lassen. „Nie wieder Deutschland“, „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, „Deutschland muß sterben, damit wir leben können“ — deutschlandfixierter geht es wohl kaum.
Es sollte zu denken geben, daß letzter Spruch entstanden ist als platte Umkehrung eines faschistischen („Sie starben, damit Deutschland lebe“). Beiden Parolen liegt somit der Glaube zugrunde, einen Kampf ums Überleben nach dem Motto „Wir oder Deutschland“ führen zu müssen. Ihre ProtagonistInnen offenbaren so nur ihre Fixierung aufs Vaterland, im einen Fall negativ, im anderen positiv.
Der Ausweg aus derartigen nationalen Sackgassen muß aus wirklichem Internationalismus bestehen, das heißt Politik unter globalem Blickwinkel, eben als Weltinnenpolitik zu verstehen. Parolen so borniert nationalen Bezugs — bloße Negationen rechter Phrasen — sollte kritisch begegnet werden, auch wenn sie vordergründig von „links“ kommen. Jürgen Struckmeier,
Frankfurt am Main
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen