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Archiv-Artikel

quereinsteiger Bernd Busemann

Mann fürs Grobe

„Ich werde das niedersächsische Schulwesen in Ordnung bringen.“ Das versprach der 50-jährige Bernd Busemann bereits, als er noch als Schattenkultusminister im Wahlkampfteam Christian Wulffs (CDU) war. Bis zu seinem Amtsantritt als niedersächsischer Kultusminister war der in der 4.700-Einwohner-Gemeinde Dörpen geborene CDU-Politiker immer noch in seinem emsländischen Heimatort als Rechtsanwalt und Notar tätig. Busemann ist ein Quereinsteiger in die Bildungspolitik. Er gehörte zunächst dem Rechtsausschuss des Landtages an. Mit seinem Aufstieg zum stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Fraktion übernahm er dann den „Aufgabenbereich Bildung und Recht“.

Als seine „Vorbilder“ bezeichnet Busemann „Bismarck und Paul McCartney“. Dem Hobbyzüchter von Pferden und Schafen kann man Unterhalterqualitäten und Machtbewusstsein nicht absprechen, das man im tiefschwarzen Emsland braucht, um es über den Rat der Gemeinde und die Junge Union auch nur zum CDU-Kreischef in Aschendorf-Hümmling zu bringen.

Nach welchen alten Rezepten der Kultusminister und die niedersächsische CDU Ordnung im niedersächsischen Schulwesen schaffen wollen, hat Busemann jüngst in seiner ersten Grundsatzrede als Minister unterstrichen. Busemann will „endlich den niedersächsischen Sonderweg der Orientierungsstufe“ der Schulen für alle Schüler der Klassen fünf und sechs beenden. Dabei will er „nicht zögern und zaudern“, sondern „Tempo machen“, und bereits „zum Schuljahresbeginn August 2004 sollen alle weiterführenden Schulen mit Klasse fünf beginnen“. In Niedersachsen soll es „keine neuen Gesamtschulen geben“, auch wenn ein kleiner Teil der Erziehungsberechtigten das wolle. Wegen der zurückgehenden Schülerzahlen gefährde jede neue Gesamtschule den „Erhalt eines wohnortnahen, begabungsgerechten und differenzierten Schulwesens“.

Von den Vorteilen einer möglichst langen gemeinsamen Schulzeit aller Kinder, wie sie schon durch die Spitzenländer der Pisa-Studie deutlich wurde, hat den Kultusminister auch das bessere Abschneiden Deutschlands in der Grundschul-Lese-Untersuchung Iglu nicht überzeugen können. Nach der Veröffentlichung der Iglu-Ergebnisse wies Busemann „Forderungen nach einer verlängerten Grundschulzeit entschieden zurück“. Berliner Gymnasiasten, die ja zuvor eine sechsjährige Grundschule besuchen, hätten gegenüber ihren Altersgenossen in anderen Bundesländern „einen Lernrückstand von einem Schuljahr und mehr“. JÜRGEN VOGES