protest gegen krieg: Zweifel und Ratlosigkeit
Eine „historische Entscheidung“ sei gefallen. So ergriffen beurteilte der Kanzler den Beschluss seiner Regierung. Demnach soll die Bundesrepublik erstmals Soldaten in einen Krieg außerhalb Europas schicken. Doch durch die einst so Frieden und Freiheit symbolisierende Hauptstadt geht kein Ruck. Obgleich der Schröder’sche Entscheid erwartbar war, findet auf Berlins Straßen nur der übliche Stau statt. Hoffnungsvoll horcht die einst breite Friedensbewegung beim Landesschülerbund nach, was denn die Jungschen so vorhaben.
Kommentarvon ADRIENNE WOLTERSDORF
Dabei gibt es kaum eine andere deutsche Stadt, die Amerika so verbunden ist wie Berlin. Andererseits war die heutige Hauptstadt einstmals Refugium für Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer. Ein Mischung, die in diesem afghanischen Null-Informations-Spektakel irgendwie nicht zünden will.
Zwar lassen Umfragen immer wieder vermuten, eine Mehrheit der Bürger sei gegen eine Kriegsbeteiligung, doch scheinen Zweifel und Ratlosigkeit die Berliner eher nach Informationen über als nach Protestformen gegen das Ungewollte suchen zu lassen. Keine Bilder, keine Emotionen, keine Meinungen.
Lediglich eine Samstags-Demonstration wird die öffentliche Ordnung der Kommandozentrale Berlin stören. Und die war schon seit einiger Zeit geplant. Stell dir vor, es ist Krieg und jeder schaut zu!
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