press-schlag: Warum Österreich schlauer ist
Die Bundesliga wandelt sich dramatisch. Doch Traditionsklubs merken mal wieder gar nichts
Nach dem 11. Spieltag der aktuellen Saison drängeln sich der 1. FC Köln, Werder Bremen, der HSV und der SC Freiburg im Tabellenkeller. So weit, so unoriginell. Sah vor zehn Jahren ähnlich aus. Oder vielleicht ein wenig besser. Aber nicht viel.
Traditionsreiche Vereine haben scheinbar traditionell Schwierigkeiten mit dem Umstand, dass sich irgendwas ändert. War doch erst gestern, dass wir Meister geworden sind? Oder vorgestern? Ach, 1978 war das? Die Zeit vergeht so schnell.
Genauso unoriginell sind fast logischerweise die Reaktionen der Vereine und ihrer Fans auf die sich seit Jahren ähnelnde Problemlage. Ganz oft etwa finden sich Vereine, die – nach alter Patriarchenart – Spielzeuge reicher Männer sind. Prominentestes Beispiel ist die TSG Hoffenheim. Mäzen Dietmar Hopp wurde dank seiner SAP zu einem der reichsten Deutschen. Allerdings ist der Milliardär auch bereits 77 Jahre alt. Was nach ihm aus seinem Verein wird, bleibt abzuwarten. Vor Jahren bemühte sich ein Mann namens Jean Löring, sein Spielzeug Fortuna Köln in die Bundesliga hochzusponsern. Das gelang nur einmal kurz, und heute spielt der Verein keine Rolle mehr.
Das interessanteste neue Phänomen findet sich unter den Spitzenrängen der Tabelle. Dort scheint nämlich Bayern München zu schwächeln. Auch das gab es immer mal wieder. Doch egal, ob Borussia Dortmund, Werder Bremen oder irgendein anderer Verein die Bayern kurzfristig zum Tanz baten. Nach ein bis drei Jahren war der Spuk vorbei, und die Herrscher aus München übernahmen wieder das Kommando. Zu professionell war dort die Organisation. Selbst wenn ein neuer südamerikanischer Starstürmer zum ersten Mal in Lederhosen zum Oktoberfest ging, war das schlimmstenfalls kurios.
Die neue Gefahr kommt seit einigen Jahren aus Österreich. Und heißt Red Bull. Kühl kalkulierende Geschäftsleute sondierten den Markt und fanden heraus, dass es auf dem ehemaligen Gebiet der DDR keinen erstklassigen Fußball mehr gibt. Also einigten sie sich mit einem kleinen Verein aus der Gegend und bauten dort binnen weniger Jahre RB Leipzig auf. Unter Mithilfe von kompetenten Fachleuten wie Ralf Rangnick. RB heißt hier natürlich „Rasenballsport“. Nach vier Aufstiegen spielt RB heute in der Champions League.
Die Traditionalisten hingegen versuchen mit immer seltsameren Regeln, die 50 plus eins oder ganz anders heißen, zu verschleiern, dass sie längst verloren haben. Knud Kohr
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