press-schlag: Stuttgart, die neue Herausforderung
Die Konkurrenz bläst zur Jagd auf den VfB. Und die Bayern wollen noch mehr Angst und Schrecken verbreiten
Vor ein paar Wochen, als es mal wieder nicht gut stand um den FC Bayern, da sagte Trainer Ottmar Hitzfeld: „Eine halbe Mannschaft kommt.“ Was Hitzfeld anzufügen vergessen hatte, war der Nachsatz: „Unter den Hammer.“ Was also ist los mit dem Lieblingsklub der Hälfte aller Deutschen? Es sieht nicht gut aus, zumal Renner Owen Hargreaves jetzt wohl zu Manchester United geht für eine ordentliche Ablösesumme; kolportiert werden 25 Millionen Euro. Und jene halbe Mannschaft, die da kommen wird, ist in ihren Konturen auch nicht klar umrissen: Kommt Luca Toni oder nicht? Will Klose sich tatsächlich dem Spießrutenlauf in Bremen aussetzen? Was ist nach Hargreaves los im Mittelfeld, das allmählich zur Dauerbaustelle wird? Wer ist der neue Spielgestalter, der den Herren van Bommel, Schweinsteiger und Ottl zur Seite stehen soll? Und wer soll Hargreaves ersetzen?
Solche Fragen werden vor allem einen Klub freuen: den VfB Stuttgart. Denn wie sich Stuttgart in der kommenden Saison behaupten will, das ist eine interessante Frage. Von Titelverteidigung redet niemand. Und einen Meister auf leisen Socken wird es wohl so schnell auch nicht wieder geben. Was Schalke sich einfallen lassen wird, um endlich mal den Titel zu holen, ist klar: ungefähr das Gleiche wie in diesem Jahr. Denn trotz Gazprom-Deal ist die Kasse längst nicht so voll, wie es sich alle wünschen. Transfer-Gegrummel aus Gelsenkirchen ist nicht zu vernehmen. Von hier aus ein Tipp als Schalker Management: Wenn’s mit den Russen nicht mehr laufen sollte, dann wären die Neu-Dubaianer von Halliburton ein feiner Ersatz als Trikotsponsor.
Aber bisher nimmt alles noch seinen Gang. Und Gazprom hat noch fünf Jahre Vertrag. Im Fall von Bremen interessiert wohl nur die Frage, wer Klose ersetzen wird, sofern er denn geht – und welches zauberhafte Kaninchen Klaus Allofs mal wieder aus dem Hut zaubern wird. Die Konkurrenz bläst also jetzt schon zur Jagd. Stuttgart sieht sich einer Troika von Verfolgern gegenüber. Zum Ausklang der Saison blicken die Anhänger auf eine Spielzeit, die sehr turbulent werden könnte. Die Herausforderer bringen sich in Position. Bayern wähnt sich der Konkurrenz dank großen finanziellen Spielraums mal wieder um einen Schritt voraus. Ob es reichen wird, das ist die spannendste Frage in der näheren Zukunft der Bundesliga, denn mit ihr steht und fällt das Urteil über die Qualität des Managements und der Klubführung, die in den letzten Jahren beim Versuch der Besitzstandswahrung im eigenen Lande den internationalen Anschluss längst verloren haben. Vorsichtshalber erzählt Uli Hoeneß jetzt jedem, dass die neue Mannschaft Angst und Schrecken verbreiten wird. Gut möglich, dass sie das aber auch nur wieder bei den eigenen Fans tut. STEFAN OSTERHAUS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen