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press-schlagPsychotricks gen Ende des absurden Theaters

Nein, Berti, du bist es nicht

Jetzt, da das absurde Theater langsam, aber doch sicher auf seine Klimax zusteuert, scheint für so manchen Übungsleiter die Zeit gekommen, um den ganz tiefen Griff in die Psychokiste anzusetzen. Schließlich ist Fußball nichts als reine Kopfsache, ein nur schwerlich zu entwirrendes Geflecht möglichster und unmöglichster Gedanken quasi, die letztlich autonom bestimmen, welche Wendung der Lauf des Balles so nimmt. Ab auf die Couch also mit Verzagten, Wankelmütigen, Abstiegsgefährdeten und unmeisterlichen Meisterschaftsaspiranten.

Wo diese Couch steht, spielt letzten Endes gar keine Rolle, in Cottbus hat sie Eduard Geyer nun gar flugs in die Wohnzimmer der zu Therapierenden selbst verfrachtet. Das vor Heimspielen übliche Trainingslager hat der sonst als eher wenig einfühlsam bekannte Eisen-Ede ersatzlos gestrichen, stattdessen sollten sich seine Kicker zu Hause im Schoße ihrer lieben Familien entspannen und mental vorbereiten auf die Abstiegsschlacht gegen Haching. „Solche Spiele werden im Kopf entschieden“, begründete das Geyer, er selbst hatte sich schon während der Woche hingesetzt und einen offenen Brief geschrieben an alle Cottbuser. Leseprobe: „Liebe Fans, die Bundesliga schaffen wir nur gemeinsam oder gar nicht ...“

Manchmal helfen solche Psychotricks. Am Samstag jedenfalls ist sogar unser aller Kanzler, dem Vernehmen nach in jungen Jahren selbst begeisterter Bezirksligakicker, hinübergepilgert in den Osten, hat sich einen Cottbus-Schal umgehängt und damit ganz feste mitgeholfen, dass die Lausitzer das so wichtige, wenn auch erbärmlich schlechte Spiel gewinnen konnten mit 1:0 und nun tatsächlich wieder etwas mehr auf den Klassenerhalt hoffen dürfen.

„Mein Herz schlägt für Cottbus“, hat der Kanzler zudem noch gesagt und Geyer gleich darauf, dass Schröder jetzt auch zu den restlichen Spielen der Cottbuser kommen müsse, wo er doch so ein prima Maskottchen sei. Manchmal helfen solche Psychotricks aber auch nicht. In Leverkusen zum Beispiel. Da hat Trainer Berti Vogts zwar keinen Brief geschrieben, aber eine Rede gehalten an seine Spieler und dabei gleich die Vertrauensfrage gestellt. Hörprobe: „Bin ich das Problem?“ Die Spieler haben, so jedenfalls wurde kolportiert, pflichtschuldig die Köpfe geschüttelt, was nichts anderes heißen sollte als: Nein, Berti, du bist es nicht. Dann sind sie hinausgeschritten und haben den gleichen Mist zusammengestolpert wie die ganzen Wochen schon. Was abschließend zwei Möglichkeiten offen lässt: a) Die Spieler haben gelogen. Oder b) Berti Vogts ist auch noch ein schlechter Psychologe. FRANK KETTERER

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