portrait : Labour-Partei verliert einen klugen Kopf
Er sei zu hässlich, um Labour-Chef zu werden, hatte Robin Cook 1994 nach dem plötzlichen Tod von Labour-Chef John Smith gesagt. Mit seinen roten Haaren, dem roten Bart und dem langen Kinn war er in einem Zeitalter, in dem es in der Politik mehr auf die äußere Erscheinung als auf Inhalte ankommt, nicht telegen genug. So wurde er nach dem Labour-Wahlsieg 1997 britischer Außenminister. Am Samstag ist er beim Bergwandern in Schottland zusammengebrochen. Wenige Stunden später starb er im Krankenhaus von Inverness. Cook wurde 59 Jahre alt.
Er kam 1946 im schottischen Bellshill zur Welt. Eigentlich hieß er Robert und war das einzige Kind eines Chemielehrers. Cook besuchte die Schule in Aberdeen, bevor er englische Literatur an der Edinburgh University studierte. Dort lernte er seine erste Frau Margaret kennen, mit der er zwei Kinder hat. Kurz arbeitete Cook als Lehrer, bis er in den Stadtrat von Edinburgh gewählt wurde. 1974 gewann er einen Unterhaussitz, 20 Jahre später wurde er außenpolitischer Sprecher der Opposition. 1996 hielt er eine unvergessene Rede. Er hatte nur zwei Stunden, um einen 2.000-seitigen Bericht über den Waffenhandel mit Irak zu überfliegen, aber demontierte in der Debatte die Tory-Regierung dermaßen, dass sich ihre Glaubwürdigkeit in Luft auflöste.
Ein Jahr später kam Labour an die Macht. Kurz darauf wurde Cooks Affäre mit seiner Sekretärin Gaynor bekannt. Die Labour-Führung zwang ihn, an die Öffentlichkeit zu gehen und sich von seiner Frau zu trennen, um die Boulevardpresse ruhig zu stellen. Ein Jahr später heiratete er Gaynor.
Nach den Wahlen 2001 schob Premier Tony Blair ihn aufs Abstellgleis und machte ihn zum Unterhauspräsidenten. Cook war Befürworter des Euro, und Blair fürchtete, das könne zum Zwist mit Schatzkanzler Gordon Brown führen. Als Blair und Brown beschlossen, in den Krieg gegen den Irak zu ziehen, verließ Cook die Regierung. „Ich kann keinen Krieg befürworten, der weder auf einer internationalen Vereinbarung basiert noch die Unterstützung des britischen Volkes hat“, sagte er in seiner Rücktrittsrede, bei der es mucksmäuschenstill war. Dann brandete Applaus von den Liberalen auf, in den Labour-Hinterbänkler einfielen, und der schließlich auf die Zuschauertribüne übergriff.
Cook, der Blair und Brown intellektuell haushoch überlegen war, blieb bis zuletzt schärfster Kritiker der Labour-Außenpolitik. Der Premier bescheinigte ihm gestern „herausragendes, außergewöhnliches Talent“, und Blairs Vize Jon Prescott nannte ihn den „größten Parlamentarier seiner Generation“. Zu Lebzeiten fanden sie weniger freundliche Worte für Cook.
RALF SOTSCHECK