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Maurice Obstfeld wird neuer IWF-Chefökonom Foto: dpa

In den USA ist er ein Star unter den Wirtschaftsexperten: Maurice Obstfeld. Der 63-Jährige wird der neue Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, wie IWF-Chefin Christine Lagarde am Montagabend bekannt gab. Amtsinhaber Olivier Blanchard wechselt in den Ruhestand.

Obstfelds Ernennung ist bemerkenswert, weil damit die wichtige Position des IWF-Chefvolkswirts in der engsten akademischen „Familie“ bleibt. Denn Obstfeld und Blanchard haben beide an der amerikanischen Eliteuniversität MIT promoviert – und zwar fast gleichzeitig. Blanchard machte seinen Doktor 1977, Obstfeld 1979. Zu ihren Kommilitonen gehörten: der ehemalige Fed-Chef Ben Bernanke, EZB-Chef Mario Draghi, der bekannte Ökonom Kenneth Rogoff – und Nobelpreisträger Paul Krugman.

Die MIT-Verbindungen haben lebenslang gehalten: Mit Krugman schrieb Obstfeld das einflussreiche Lehrbuch „International Economics“ und mit Rogoff das ebenso erfolgreiche Buch „Foundations of International Macroeconomics“.

Seit 1989 war Obstfeld Wirtschaftsprofessor im kalifornischen Berkeley. Von seiner Professur ließ er sich jetzt im Juni beurlauben – weil er zu einem der drei Wirtschaftsberater von US-Präsidenten Obama ernannt wurde. Sein neues Amt als IWF-Chefökonom tritt Obstfeld am 8. September an.

Für die deutsche Regierung ist diese Personalie nicht erfreulich. Derzeit wird über ein drittes Hilfspaket für Griechenland verhandelt und Kanzlerin Merkel will durchsetzen, dass der IWF erneut zur Troika gehört.

Doch Obstfeld ist als Kritiker der deutschen Politik bekannt. So hat er die deutschen Export­überschüsse angeprangert, die sich auf weit über 200 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Für den Handelsexperten Obstfeld ist es reine Logik, dass Export­überschüsse nur möglich sind, wenn andere Länder Defizite zulassen. Diese Einsicht ist im Übrigen weder keynesianisch noch neoliberal – sondern einfache Buchhaltung.

Die deutsche Bundesregierung beharrt trotzdem darauf, die Fehler einseitig bei den Krisenländern zu suchen. Es dürfte daher interessant werden, wenn Obstfeld und Merkel sich begegnen. Ulrike Herrmann

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