portrait : Stiller Klassenbester des Einstein-Jahrs
Ein Physiker ist Chef des Jahres 2005. Mit der Note 1,6 bewertet, wurde der BMW-Vorstandsvorsitzende Helmut Panke als Klassenprimus von 1.000 Topmanagern ins neue Geschäftsjahr versetzt – knapp vor Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Mit der Note 4,0 kam Bahnchef Hartmut Mehdorn bei der Umfrage von Marketing Corporation gerade noch um das „nicht versetzt“ herum.
Panke, bislang ein eher unauffälliger „Schüler“, ist außerhalb der „Economy-Szene“ kaum bekannt. Seit Mai 2002 steht er an der Spitze des BMW-Vorstands. Und während andere Autobauer wie GM oder DaimlerChrysler mit Werksschließungen und/oder Massenentlassungen Negativschlagzeilen machten, avancierte BMW unter Panke still und leise zur Topadresse der Autobauer im Luxussegment.
Schon als BMW-Generalbevollmächtigter hatte der 1946 in Storkow geborene Panke dafür gesorgt, dass sein Konzern nicht in die Kostenfalle tappt. Bereits seit 2000 werden die einzelnen Segmente eines BMW auch von Fremdfirmen passgenau vorgefertigt und dann in einem einzigen Endmontageschritt zusammengefügt. Das spart Zeit und Produktionskosten, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Bei BMW ist der Kunde tatsächlich König. Das wird vor allem in den USA geschätzt – dort hat BMW die Mercedes Car Group längst überflügelt. Wer einen neuen BMW ordert, darf sein Auto individuell gestalten. Bei rund 17.000 Varianten kann – noch – kein Konkurrent mithalten.
Dass die Krise der Autobranche auch an BMW nicht spurlos vorüberging, belegt das von Panke im Sommer 2005 angekündigte Sparprogramm, dass aber „kein Krisenprogramm“ sein soll. Gekündigt wurde bis heute tatsächlich keinem Mitarbeiter. Im neuen Werk Leipzig sind sogar Neueinstellungen avisiert. In den anderen 21 BMW-Werken weltweit wurden dagegen 2005 die Überstunden gestrichen und frei werdende Stellen teilweise nicht neu besetzt. Bei den Konzerntöchtern ist der Rolls-Royce das Sorgenkind, der Mini dagegen ein Renner. Unter den Autobauern in Deutschland und den USA wird BMW unter Panke der einzige Konzern sein, der seinen Gewinn aus dem Vorjahr halten oder gar übertreffen wird. 2004 waren das 2,2 Milliarden Euro.
Vor seiner Zeit bei BMW arbeite Panke für die Unternehmensberatungsfirma McKinsey, nachdem er 1979 promoviert und Forschungsaufträge an der Uni München und dem Schweizer Institut für Nuklearforschung angenommen hatte. Manager des Jahres ist nicht die erste Auszeichnung für den Physiker. Im Herbst 2004 wurde ihm bereits der Unternehmerpreis der deutschen Zeitschriftenverleger verliehen.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT