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Archiv-Artikel

portrait Grüne Kontrolleurin will nicht weichen

Margareta Wolf kann hartnäckig sein. So hat es die grüne Bundestagsabgeordnete nie gestört, wenn die Parteibasis ihre neoliberalen Ideen kritisierte. Unbeirrt propagierte Wolf einen Niedriglohnsektor oder Steuersenkungen für Unternehmen. Damit hat sie rot-grüne Karriere gemacht: 2001 wurde sie Mittelstandsbeauftragte im Wirtschaftsministerium, 2002 bis 2005 war sie Umweltstaatssekretärin.

Genauso entschieden will die 48-Jährige nun im Aufsichtsrat der Bahn bleiben. „Ich sehe mich nicht veranlasst, mein Mandat niederzulegen“, schrieb Wolf kühl an den SPD-Staatssekretär Jörg Hennerkes im Verkehrsministerium.

Das hatte sich Hennerkes wohl anders vorgestellt. In einem knappen Siebenzeiler hatte er Wolf mitgeteilt, dass der Bund gedenke, ihr Mandat im Aufsichtsrat „neu zu besetzen“.

Dieses Ansinnen hat Wolf „einigermaßen überrascht“; mit ihr habe „keiner gesprochen“. Außerdem läuft ihr Bahn-Mandat noch bis 2010, denn sie ist erst im letzten Juli gewählt worden. Aber inzwischen regiert nicht mehr ein rot-grünes Kabinett, sondern eine große Koalition. Wolf hält es für eine „nahe liegende Interpretation“, dass ein CDU-Politiker ihren Posten erben will.

Denn die Union ist im 20-köpfigen Bahnaufsichtsrat nicht vertreten: Zehn Mitglieder repräsentieren die Belegschaft; die anderen zehn stammen zum Teil aus der Industrie. Nur drei Mandate besetzt die Bundesregierung – doch die Staatssekretäre sind entweder parteilos oder von der SPD.

Und dann gibt es neben den Industriellen eben auch noch die Grüne Margareta Wolf. Sie ist die einzige Parteipolitikerin im Aufsichtsrat, die auf der Hauptversammlung ganz regulär gewählt wurde und nicht zu den Abgeordneten der Regierung zählt. „Wir haben damals gut verhandelt“, sagt Wolf, und der Stolz ist zu hören.

Dass sie jetzt gehen soll, nehmen Verbraucherschützer gelassen. „Wolf hat sich für die Kundenrechte eingesetzt“, heißt es bei Pro Bahn, „aber ihre Ideen sind in einer schönen Schublade gelandet.“ So wurde nichts aus dem Plan, per Gesetz festzulegen, dass Bahnkunden bei Verspätungen entschädigt werden müssen.

Auch Wolf weiß, dass sie die grüne Bastion bei der Bahn nicht mehr lange halten kann. „Mir ist bewusst“, schrieb sie an Hennerkes, dass sie auf der nächsten Hauptversammlung abberufen werden könne. Die findet am 30. Juni statt – mit genau einem stimmberechtigten Teilnehmer.

Mehr Leute werden nicht gebraucht, um den Alleineigentümer namens Bundesrepublik zu vertreten. Schon jetzt steht fest, dass es keine Stimme für Wolf sein wird.

ULRIKE HERRMANN