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Archiv-Artikel

portrait Ein Premier als Stehaufmännchen

Ich übernehme den Job wieder vollständig“, verkündete Thailands Premier Thaksin Shinawatra gestern vor Beginn der Kabinettssitzung. Seinen „Urlaub vom Amt“ hat er mit Golfspielen verbracht und mit Goodwill-Touren unter anderem nach Europa und Japan. „Mit alten Freunden plaudern“, umschrieb Thaksin seine Stippvisiten. Mit Politik, erklärte er, habe das nichts zu tun gehabt.

Mit Thaksins Rückkehr in die politische Arena erlebt Thailand ein bizarres Dejé-vù. Schließlich hatte der Premier kurz nach den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 2. April und nach einer Audienz beim hoch angesehenen König Bhumipol seinen Rücktritt verkündet. Das galt zunächst als Erfolg für Thaksins Gegner, die ihn mit Massendemonstrationen aus dem Amt jagen wollten. Sie werfen ihm Korruption und Amtsmissbrauch vor. Vor allem als Thaksins Clan den familieneigenen Konzern Shin Corp an eine Investmentgesellschaft in Singapur verkaufte und für den milliardenschweren Deal keine Steuern zahlte.

Geboren wurde Thaksin am 26. Juli 1949 in der nordthailändischen Provinz Chiang Mai. Der Spross des thaichinesischen Shinawatra-Clans ließ sich zum Polizisten ausbilden, später studierte und promovierte er in den USA im Fach Kriminalrecht. Zurück in Thailand, quittierte er 1987 den Polizeidienst und gründete den Konzern „Shinawatra Computer and Communications Group“. Damit stieg er zum milliardenschweren Tycoon auf.

Nach mehreren Stippvisiten in die Politik gründete der ehrgeizige Thaksin 1998 seine eigene Partei „Thais lieben Thais“. Nach einem Erdrutschsieg wurde er im Februar 2001 als Regierungschef vereidigt und 2005 haushoch im Amt bestätigt. Sein Führungsstil galt als arrogant: „Ein Unternehmen ist ein Land, ein Land ist ein Unternehmen“, lautete Thaksins Credo. Die enge Verflechtung politischer und wirtschaftlicher Interessen bescherte dem Exunternehmer den Titel „Asiens Berlusconi“.

Seine Unfähigkeit, Kritik hinzunehmen, mündete in verschärftem Druck auf politische Gegner. Populistische Kampagnen wie der 2003 initiierte „Krieg gegen die Drogen“, bei dem zahlreiche Unschuldige ums Leben kamen, brachten Thaksin massive Kritik von Menschenrechtlern ein. Und durch die Unterdrückung der muslimischen Minderheit im Süden verschärft sich der dortige blutige Konflikt immer mehr.

Dass es Thaksin mit dem Rückzug aus dem Amt ernst war, bezweifelt die Opposition ohnehin. Ob er sich bei Neuwahlen allerdings wieder als Kandidat für das Amt des Premiers aufstellen lassen wird, ist sein Geheimnis.

NICOLA GLASS