portrait : Die kantige Integrationsministerin
Frau, Flüchtlingskind, schwarz: Die schwedischen Medien hatten es leicht, passende Überschriften zusammenzubauen, um die neue Integrations- und Gleichstellungsministerin vorzustellen. Auf die 37-jährige Nyamko Sabuni war die Wahl von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt gefallen. Sie wird damit zwar nicht erstes Kabinettsmitglied aus einer Einwandererfamilie, aber doch die erste Ministerin von afrikanischer Herkunft. Sich selbst sieht Sabuni „als Symbol dafür, dass Schweden dabei ist, sich zu einer Gesellschaft mit gleichen Möglichkeiten zu entwickeln“. Allerdings mag sie nicht in einen Farbtopf geworfen werden, „auch wenn es natürlich gut für Schweden ist, zu demonstrieren, dass wir es nun geschafft haben, einen Minister mit afrikanischen Wurzeln zu haben, obwohl wir nicht Teil des Kolonialsystems in Afrika waren.“
Die Eltern der damals 12-jährigen Nyamko kamen 1981 als Asylsuchende aus Kongo-Kinshasa nach Schweden. Sie selbst wurde im Exil in Burundi geboren und ist die älteste von sieben Geschwistern. Sie bildete sich zur Masseurin und Work-out-Instrukteurin aus. 2002 kam sie für die liberale Volkspartei ins Parlament. Auch wenn sie sich selbst als eine „abwägende“ Politikerin bezeichnet, fiel sie hier vor allem durch kontroverse Vorschläge auf, die sie sogar in der nach rechts driftenden Volkspartei noch als migrationspolitische Scharfmacherin auswiesen. So trat sie für einen Einbürgerungstest und ein Schleierverbot an Schulen ein. Religiöse Freischulen will sie ganz abschaffen, und sie plädiert dafür, Schulmädchen jährlich notfalls mit Zwang gynäkologisch untersuchen zu lassen, um zu kontrollieren, ob sie nicht beschnitten wurden.
Noch bevor sie auf dem Ministerstuhl Platz nehmen konnte, hagelte es Vorwürfe: Sie sei sicher die weit und breit am schlechtesten für dieses Amt geeignete Inhaberin. Bislang habe sie vor allem Vorurteile über MigrantInnen in die Welt gesetzt. Andere KritikerInnen bewerteten sie als „islamophob“ und „Onkel Tom“, und Regierungschef Reinfeldt wurde bezüglich ihrer Wahl „Populismus mit dem Vorschlaghammer“ unterstellt. Offenbar wolle er seinem Kabinett nicht nur mit einem Homosexuellen als Umweltminister, sondern auch noch mit einer schwarzen Ministerin einen künstlich liberalen Anstrich geben.
Was es in Schweden bedeuten kann, schwarze Haut zu haben, musste die verheirate Mutter von Zwillingen selbst oft genug erfahren. „Oh, Sie sind so schwarz“, entfuhr es dem Personalchef einer Firma, bei der sie sich bewarb. Sie bekam die Stelle nicht. Anonyme Bewerbungen sind ein Mittel, mit dem Sabuni etwas gegen Diskriminierung in der Arbeitswelt tun möchte. REINHARD WOLFF