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Archiv-Artikel

portrait Erster Muslim für Israels Kabinett

Etwas seltsam sind die Hintergründe der Nominierung von Ghaleb Majadla, der als erster muslimischer Araber in Israels Kabinett einziehen soll, schon. Sein Vorgänger, Ex-Sport- und Kulturminister Ofir Pines-Pas, räumte den Stuhl, weil er nicht mit dem ultranationalen Avigdor Lieberman in einer Regierung sitzen wollte. Pines-Pas, wie Majadla Mitglied der Arbeitspartei, signalisierte mit diesem Schritt auch Solidarität mit seinen arabischen Landsleuten. Denen drohte Lieberman nämlich mit dem Transfer oder gar der Todesstrafe, sollten sie sich als allzu unpatriotisch erweisen. Majadla, der, als Lieberman vor wenigen Wochen der Koalition beitrat, noch lebhaft für einen Austritt der Arbeitspartei aus der Regierung plädierte, konnte dem Ruf von Parteichef Amir Peretz nun doch nicht widerstehen.

Der 53-jährige Vater von vier Kindern stammt aus dem kleinen geteilten Dorf Baka al-Gharbia, dessen östlicher Teil im Westjordanland liegt. Seit Mitte 2004 sitzt der frühere Geschäftsmann in der Knesset, wo er dem parlamentarischen Ausschuss für interne Angelegenheiten und Umwelt vorsitzt. Große Erfolge hat er bislang nicht vorzuweisen, abgesehen von der Zusage, dass am Flughafen Ben-Gurion in Kürze ein Gebetshaus für muslimische Reisende eingerichtet wird.

Dass Peretz, der bald erneut für den Parteivorsitz kandidiert, seinen politisch eher blassen Genossen in die Regierung holt, weckt die Kritiker. Sollte er mit dieser beispiellosen Nominierung etwa versuchen, die Stimmen der arabischen Parteifreunde für sich zu gewinnen? Nötig hätte er es. Umfragen zufolge sind seine Chancen gleich null, sich gegen seinen populärsten Mitstreiter, Expremier Ehud Barak, durchzusetzen. „Unser Problem ist nicht Ghaleb“, so Lieberman zu dessen Nominierung, „sondern Peretz, der die Sicherheit des Staates vernachlässigt, um seine parteiinterne Position zu verbessern.“ Seine Parteikollegin Esterina Tartman nannte die Entscheidung einen „Todesstoß für den Zionismus“.

Nach dem Drusen Salach Tarif, der 2001 kurz Minister ohne Ressort war, wird Majadla der erste Nicht-Jude im Kabinett sein. Inhaltlich hält sich der Minister in spe noch bedeckt; seine Agenda will er erst offenbaren, wenn die Sache perfekt ist. Die Regierung dürfte Sonntag die Nominierung befürworten. Im Parlament ist ihm eine Zustimmung auch fast sicher.

Böse Zungen unken, der neue Kulturminister werde als Erstes versuchen, den Bauchtanz populärer zu machen. Die Kicker von „Hapoal bnei Sachnin“ können sich jedenfalls freuen. Der künftige Sportminister wird den Pokalsieger von 2005 sicher großzügiger behandeln als seine Vorgänger.

SUSANNE KNAUL