plakatwerbung: Grüne werben für Vermarktung
Riesenplakate sind ein Geschäft für Hauseigentümer und Werber. Auch das Land könnte stärker profitieren, glauben die Grünen. Bessere Vermarktung brächte jährlich bis zu 50 Millionen Euro.
Das Bettenhochhaus der Charité gleicht einer überdimensionalen Litfaßsäule. Am Leipziger Platz entstehen Gebäude aus Gerüststangen - damit Großflächenplakate einen Platz finden. Der Rosenthaler Platz in Mitte gleicht mittlerweile fast dem für seine Werbeflächen weltbekannten Picadilly Circus in London. Vom Geschäft mit den haushohen Bannern profitieren Hauseigentümer und Werber gleichermaßen. Nur das Land Berlin geht nahezu leer aus. "Da verschenkt der Senat bares Geld", schimpft Claudia Hämmerling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen.
Dreißig bis 50 Millionen Euro an potenziellen Einnahmen würden dem Land pro Jahr durch die "Schnarchnasigkeit" bei der Vermarktung von Großwerbeflächen entgehen, hat Hämmerling errechnet. Zwar müssten Werber schon jetzt 19 Euro Sondernutzungsgebühren pro Quadratmeter und Monat an das Land zahlen, so Hämmerling. Das aber sei höchstens ein Hundertstel der Einnahmen, die Werbefirmen damit erwirtschaften könnten. Die Grünen-Fraktion hat daher am Freitag einen Antrag in das Abgeordnetenhaus eingebracht, der die Senatsverwaltung zur Prüfung einer Verbesserung der Einnahmen aus Großflächenwerbung auffordert.
Was ansonsten gerne der auf Sparsamkeit versessene Finanzsenator tut, machen diesmal die Grünen - sie verweisen auf das Beispiel Hamburg. Die Hafenstadt an der Elbe habe einen Pool für all ihre städtischen Werbeflächen gebildet, berichtet Hämmerling. Die seien dann als Gesamtpaket europaweit ausgeschrieben und an einen einzigen Vertragspartner vergeben worden. Nun kassiert die Hansestadt 508 Millionen Euro in den kommenden 15 Jahren. In den 15 Jahren davor konnten nur 30 Millionen Euro aus der Großflächenwerbung eingenommen werden. Eine Steigerung um das 17-fache. Und das, obwohl Hamburg zugleich seine Standorte für Werbeflächen reduziert hatte. Dadurch seien die Preise in die Höhe getrieben worden, lobt Hämmerling.
Im notorisch klammen Berlin hingegen wurde die Möglichkeit für Werbeeinnahmen deutlich ausgebaut, etwa um Sanierungen zu ermöglichen, die ansonsten kaum finanzierbar wären. So konnte nach dreijähriger Sanierung das Strandbad Wannsee im letzten Jahr wieder eröffnet werden. Die Stiftung für Denkmalschutz Berlin hatte sich verpflichtet, 3,6 Millionen Euro für die Sanierung zu geben. Insgesamt kostete die Renovierung 8,5 Millionen Euro. Der fehlende Rest wurde fast ausschließlich durch Spenden aufgebracht. Eigentlich ein gutes Geschäft. Denn der Senat konnte Ausgaben in Millionenhöhe sparen. Im Gegenzug hatte sich das Land jedoch verpflichtet, der Stiftung 38 Werbeflächen unentgeltlich für drei Jahre zur Verfügung zu stellen. Die wurden von der Werbefirma Stroer vermarktet, berichtet Hämmerling. Aus deren Preisliste hat die Grünen-Politikerin ein Einnahmepotenzial von 27,5 Millionen Euro errechnet - deutlich mehr als die 3,6 Millionen Euro, die über die Stiftung in die Badsanierung flossen. "Wir wissen aber nicht, wie viel die Firma tatsächlich erwirtschaftet hat", ärgert sich Hämmerling. Solche Geschäfte seien höchst intransparent.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung reagierte zurückhaltend auf den Grünen-Vorstoß. Das Problem sei in der Verwaltung grundsätzlich bekannt, sagte die Sprecherin Petra Rohland. Der Vorschlag der Grünen, das Hamburger Modell zu übernehmen, müsse aber erst einmal geprüft werden. Eine schnelle Umsetzung sei auf keinen Fall einfach. Es gäbe zum Teil langfristige Verträge mit Werbepartnern.
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