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Archiv-Artikel

philipp maußhardt über Klatsch Saddams Massenvertilgungswaffeln

Wer nichts zu tun hat, der schreibt ein Kochbuch. Selbst der Bundesnachrichtendienst verrät uns seine Geheimrezepte

Seit August Hanning Chef der deutschen Spione ist, bin ich ein Fan des BND (Bundesnachrichtendienst). Als Ausdruck meiner Hochachtung vor diesem Menschen trage ich beim Spaziergang immer eine blaue Base-Cap mit dem Aufdruck „BND“. Daneben ist der Bundesadler eingestickt. Ein Geschenk aus Pullach. Hanning persönlich war es, der vor zwei Jahren die glänzende Idee hatte, den männlichen Mitarbeitern seiner Spionagebehörde eine Freude zu machen, und einer Unterhosenfabrik den Auftrag erteilte, spezielle BND-Slips herzustellen. Mit dem Aufdruck über dem Eingriff: „Nur für den Dienstgebrauch“.

Als wäre das noch nicht genug an Irrwitz gewesen, hat jetzt der BND sein erstes Kochbuch herausgebracht („Ein Schnitzel für den Spitzel“) mit rund zwei Dutzend zum Teil exotischen Rezepten aus seinen verschiedenen Einsatzregionen. Dem Feind in die Suppe geguckt. Wie machen die Zentralafrikaner nur diesen Gemüse-Fisch-Eintopf „Dongo-Dongo“? Was ist in den israelischen Purim-Taschen wirklich drin? Und wie lautet Saddam Husseins Lieblingsrezept? Sind es Waffeln? Massenvertilgungswaffeln?

Wer nichts zu tun hat, schreibt ein Kochbuch. Das geht immer. Die längsten Regalreihen in den Buchhandlungen findet man unter „Essen und Trinken“, und seit Naddel und Verona Feldbusch auch in der Küche mitblubbern dürfen, sollte kein Prominenter mehr Scheu oder Skrupel haben, seine Lieblingsrezepte sofort zwischen zwei Buchdeckel zu klemmen. Hilfe, wie man ein Kochbuch schreibt, bietet im Notfall übrigens Frau Comfort aus Vancouver/Kanada an („Writing Cookbooks“, ISBN 1-55180-115-9). Das hätte vielleicht Schauspielerin Barbara Rütting vorher lesen sollen, ehe sie uns in ihrem vegetarischen Kochbuch völligen Nonsens erzählt („in Indien isst man kein Fleisch“), wo doch gerade bei den Indern besonders Ziegen- und Hammelfleisch sowie Hähnchen beliebt sind. Aber was soll’s: Indien ist weit und Currypulver so nah: Immer drauf mit dem gelben Pülverchen, und fertig ist das echt indische Gericht.

Jill Morris, nach eigenen Angaben „Deutschlands erfolgreichste Country-Sängerin“ aus dem Schwarzwald, hält sich da wenigstens an einheimische Gewürze (Salz und Pfeffer). Um ein Omelette mit aufgetautem Tiefkühlspinat zuzubereiten, sollte man den Spinat vorher ausdrücken, rät sie. Das klingt nach echter Hochleistungsküche. Das kann Verona Feldbusch („Mein erstes Spinatkochbuch aller Zeiten“) nicht besser.

Neu auf dem Markt ist ein Kochbuch der amerikanischen Bestsellerautorin Patricia Cornwell, die im Vorwort wenigstens so ehrlich ist und schreibt: „Ob jemand gut kocht, spielt keine Rolle.“ Dann folgen Rezepte, für die man in der Regel nur einen Dosenöffner und eine Mikrowelle zum Auftauen benötigt.

Tennisspielerin Martina Navratilova kocht nur vegetarisch („der Tiere wegen“): Ihre Kartoffel-Lauch-Suppe („bitte nur das Weiße vom Lauch“) können selbst Küchenkretins fehlerfrei nachahmen, und RTL-Moderatorin Barbara Eligmann hat sich ebenfalls auf die sichere Seite gerettet mit ihren Rezepten für die „Knirpsküche“ (Nudeln ohne Soße). Tatsächlich haben die meisten Promis keine Ahnung von guter Küche, sie wissen lediglich, was ein teures Lokal ist. „Ick will wat Feinet“, soll Marlene Dietrich bei ihrem Leibkoch Markus Auer immer nur bestellt haben. Was sie dann letztlich aß, war ihr egal. Der Frauen-Union Mecklenburg-Vorpommern ist aus diesem Grund mehr Kompetenz am Herd zuzutrauen und wir schauen mal hinein in das Büchlein „Das tischt Ihnen die CDU auf“. Die Oldenburger Grünkohlkönigin Angela Merkel ist darin mit dem Rezept eines ebensolchen Grünkohls vertreten. Exkanzler Helmut Kohl empfiehlt uns seinen Karamellpudding. Da fällt uns die gute Hannelore wieder ein, die ihrem Mann alles (Saumagen) gab und so wenig zurückbekam. Ihre „Kulinarische Reise durch deutsche Lande“ ist im regulären Buchhandel schon nicht mehr zu bekommen.

Biolek hat uns das alles eingebrockt („alles frrrrisch vom Marrrrrkt“): In jedem steckt ein Koch. Eine Sendung zum Schlankwerden, weil einem beim Zugucken schon der Appetit vergeht. Rühreier mit Tomaten nach Art von Udo Jürgens oder Omelette mit Tomaten à la Heike Drechsler.

Auf Doris Schröder-Köpf warten wir noch: „Aphrodisiakum für den Kanzler“.

Fragen zum Kochen?kolumne@taz.de