petition der woche: Antonia Becker könnte noch leben
Anlass der Petition Der Unfalltod der 16-jährigen Antonia Becker
Das wollen die Initiatoren Dass an der Kreuzung, wo sie starb, ein Kreisverkehr eingerichtet wird
Das wollen sie nicht Dass noch mehr Menschen sterben
Antonia Becker ist tot. Der Tod der 16-Jährigen ist sinnlos. Sie starb Ende August, als sie auf dem Weg zur Schule von Ense Richtung Soest war. Das ist etwa 35 Kilometer von Dortmund entfernt. Es geschah an einer Einmündung auf die Bundesstraße 516, als ihr ein Autofahrer die Vorfahrt nahm. Sie wollte geradeaus, der Autofahrer bog auf die B 516 und schnitt sie. Sie konnte auf ihrem 125er-Motorrad nicht mehr ausweichen. „Wir vermuten, dass Toni hinter einem Wagen fuhr und deshalb nicht gesehen wurde“, sagt Antonia Beckers Schwester Valentina.
Die Kreuzung ist unfallträchtig; das ist lange bekannt. Allein 2020 gab es drei Zusammenstöße. Meist verliefen sie glimpflich. Immerhin wurde seither von einer Unfallhäufungsstelle gesprochen, wie die Pressesprecherin des Kreises Soest sagt. Dass Bewegung in die Sache gekommen wäre, war aber nicht ersichtlich.
Vor zehn Tagen hat Antonia Beckers vier Jahre ältere Schwester Valentina deshalb eine Online-Petition gestartet, die fordert, dass die Kreuzung in einen Kreisverkehr umgewandelt wird. Die Zustimmung für die Petition ist überwältigend. Binnen einer Woche hatten bereits mehr als 55.000 Menschen unterschrieben. Denn der tragische Tod der jungen Frau hätte verhindert werden können. Wenn die Straßenbehörde von Nordrhein-Westfalen, die zuständig ist, früher gehandelt hätte.
Die Gemeinde hatte schon mehrfach den Antrag gestellt, dass die gefährlichen Kreuzung entschärft wird. „Beim Land ist angekommen, dass jetzt gehandelt werden muss“, sagt Rainer Busemann, der parteilose Bürgermeister von Ense, der seit Ende des letzten Jahres im Amt ist, am Mittwoch. Keine Stunde nach dem Gespräch kam die Meldung, dass die Kreuzung eine Ampel bekommt.
Nur, warum erst jetzt? Bei der Kreuzung stecke der Teufel im Detail, so Busemann. Erst mal wirke sie übersichtlich. „Man kann gut nach rechts, gut nach links schauen.“ Da es aber immer wieder Unfälle gebe, müsse man anders hingucken und verstehen, warum. Die Unfallkommission von Nordrhein-Westfalen hätte das jetzt verstanden, sagt der Bürgermeister. Er wolle auf keinen Fall, dass noch mal ein Mensch stirbt. „Ich bin da sehr nah dran.“
Da es verwaltungstechnisch kompliziert sei, so eine Ampelanlage durchzusetzen, werde es als Sofortmaßnahme Geschwindigkeitsbeschränkungen und nicht überfahrbare Markierungen geben, damit niemand riskant überholt.
Die Schwester von Antonia Becker ist erleichtert über das Umdenken. Die Petition mit ihrer überwältigenden Zustimmung sei ein Statement. „Sie bringt uns Toni aber nicht zurück. Sie hilft jedoch, dass verhindert wird, dass das irgendeiner Familie je wieder passiert, dass sie Schwester und Tochter verlieren.“
Antonia sei nicht nur ihre Schwester gewesen, sondern ihre beste Freundin, sagt Valentina Becker. „Toni war lebensfroh, sehr spontan, hat immer allen geholfen, jeden aufgemuntert, hatte immer einen Spruch auf den Lippen.“ Dass ihre Schwester nicht gewollt hätte, dass die Familie an ihrem Tod zerbricht, das wisse sie. „Egal wo wir hingehen, Toni wird dabei sein.“
Waltraud Schwab
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen