per mertesacker : Formale Pause des Bollwerkers
Nach erfolgreichem Tagwerk – dem 3:0 gegen Mönchengladbach – haben Bremer Profis das neue In-Lokal in der Weserstadt aufgesucht. Hudson-Lounge heißt der Szenetreff im Hafen. Viele Gelegenheiten für derlei Müßiggang haben Bremens Elitekräfte aber nicht. Schon morgen ruft Bundestrainer Joachim Löw die Nationalspieler in Berlin zusammen. Einer wird allerdings fehlen: Per Mertesacker verzichtet auf Geheiß von Trainer Thomas Schaaf auf die Reise zur Nationalmannschaft. „Er muss erst körperlich fit werden, hier behandelt und aufgebaut werden“, hat Bremens Coach am Samstag betont – nachdem ein mopsfideler Mertesacker eine eindrucksvolle Partie abgeliefert hatte. Schon am Donnerstag nach dem Mertesacker-Debüt gegen Barcelona ließ Schaaf keinen Zweifel, dass er den Abwehrspieler einen Tag nach dessen 22. Geburtstag zwar auch in der Bundesliga aufstellen, aber nicht auch noch zur Nationalelf lassen würde.
In zwei Telefonaten überzeugte er Löw davon, Mertesacker nicht zu nominieren. Flugs strich der Bundestrainer den Bremer brav aus dem Kader für die Länderspiele gegen Georgien (7. Oktober) und in der Slowakei (11. Oktober). Ob sich das Jürgen Klinsmann auch hätte gefallen lassen? Mertesacker hielt sich wohlweislich aus dem Ränkespiel heraus.
Fakt ist, dass die operierte Ferse nach Belastungen immer noch anschwillt. „Es gibt immer noch eine Reaktion: Er ist nicht 100 Prozent fit“, erläutert Schaaf, der in dieser Frage eine seltene Schärfe anschlug. „Nur wir können die Situation richtig einschätzen.“ Unmissverständliche Worte, die verdeutlichen: Werder Bremen, das den FC Bayern als erster Lieferant für die DFB-Auswahl abgelöst hat, will als machtbewusster Vertreter wahrgenommen werden.
Werders Wackelabwehr gewinnt mit dem Fünfmillionenmann nun an Stabilität. „Nicht mal bei seinen Bewegungen kommt Unruhe auf“, lobt Sportdirektor Klaus Allofs, „er bringt eine neue Qualität ein.“ Im Verbund mit Naldo harmoniert „die Abwehr prima“ (Allofs); bilden die beiden 1,98 Meter großen Hünen ein Bollwerk. „Wir haben da hinten jetzt zwei Laternen drin“, stellt der derzeit verletzte Tim Borowski fest, „die alles wegräumen.“ FRANK HELLMANN